Die FDP der Stadt Zürich will mit Nationalrat und Medienunternehmer Filippo Leutenegger den zweiten Sitz in der Zürcher Stadtregierung zurückerobern, den sie überraschend im April an die Alternative Liste (AL) verlor. Leutenegger soll auch Corine Mauch (SP) das Stadtpräsidium streitig machen.
Die FDP-Delegierten nominierten am Dienstagabend neben Leutenegger auch den Bisherigen Andres Türler, der dem Stadtrat seit 2002 als Vorsteher der Industriellen Betriebe angehört. Die Nominationen erfolgten alle ohne Gegenstimmen. Die Gesamterneuerungswahl der Stadtregierung findet am 9. Februar 2014 statt.
Der 60-jährige Filippo Leutenegger war am Dienstag der einzige Kandidat für den zweiten FDP-Stadtratsitz. Zwei Frauen, die einst zur Diskussion standen, haben sich bereits früher aus dem Rennen genommen.
Nationalrätin Doris Fiala bewarb sich gar nicht erst, nachdem sie wegen unkorrekten Quellenangaben in ihrer Masterarbeit in die Schlagzeilen gekommen war, und Kreisschulpräsidentin Vera Lang zog ihre parteiinterne Kandidatur Mitte Juli wieder zurück.
In der Diskussion an der Delegiertenversammung wurde der Verzicht auf eine Frauenkandidatur zwar bedauert. Die Präsidentin der FDP Frauen versicherte allerdings, man werde eine gute Kandidatur für die Wahlen in vier Jahren aufbauen.
Als Fernsehmann bekannt geworden
Filippo Leutenegger hatte sich beim Schweizer Fernsehen einen Namen gemacht als Leiter der Diskussionssendung «Arena» (1993-1999) und als Chefredaktor (1999-2002). Heute ist er Verleger der «Basler Zeitung» (BaZ). In den Nationalrat gewählt wurde Leutenegger 2003.
Seine in der nationalen Politik in den letzten zehn Jahren gemachten Erfahrungen könne er in den Stadtrat einbringen, sagte Leutenegger vor den Delegierten. Dies sei nötig, denn heute seien die Kontakte der Stadtregierung zu den Stellen in Bern «schwierig oder nicht vorhanden».
Im Stadtrat sei Gegengewicht «zur fast erdrückenden rot-grünen Mehrheit» nötig, fand Leutenegger. Er werde sich gegen ständig steigende Ausgaben einsetzen und gegen «die zunehmende Ideologisierung und Bürokratisierung» kämpfen.
2010 dritten und 2013 zweiten Sitz verloren
Am 21. April war es der FDP nicht gelungen, mit Marco Camin den Sitz des zurückgetretenen Finanzvorstandes Martin Vollenwyder zu verteidigen. AL-Kandidat Richard Wolff gewann die Ersatzwahl knapp. 2010 hatten die Freisinnigen bereits einen Stadtratssitz an die Grünen verloren. 1990 hatte die FDP das Stadtpräsidium an die SP verloren.
Der Stadtrat Zürich setzt sich heute aus sieben Linken und zwei Bürgerlichen zusammen. Vier gehören der SP, zwei den Grünen und je einer der FDP, der CVP und der AL an. Nicht mehr antreten werden Ruth Genner (Grüne) und Martin Waser (SP).