Schweizer Filmexperimente stehen im Mittelpunkt der Ausstellung «Film Implosion!» im Museum für Gestaltung in Zürich. Die Schau – sie dauert vom 3. Februar bis 9. April – blendet zurück in eine Zeit, als die Ordnung radikal in Frage gestellt wurde.
Was ist das für eine Welt, in der die Kuhfladen von der Wiese zurück in den After der Tiere fliessen? Es ist eine Welt ausser Rand und Band, eine, die sich um Konventionen foutiert, eine wider jede Ordnung und Harmonie. Es ist die Welt der 1960er bis 1980er Jahre, die auch im Schweizer Film einen starken Spiegel gefunden hat.
Das zeigt die Ausstellung «Film Implosion!» mit Werken, die mit beissender Lust alle Sicherheiten über den Haufen werfen. Dokumentarfilmer haben sich an dieser kreativen Neuorientierung beteiligt, ebenso Künstlerinnen und Künstler. Der Kurator Andres Janser zeigt rund 20 16mm- und Super-8-Filme, zudem Videoarbeiten.
Fredi M. Murer drehte 1966 mit «Chicorée» ein traumartiges, surrealistisches Porträt des Poeten und Kulturaktivisten Urban Gwerder. In «Play 2 & 3» (1968) machte H.H.K. Schoenherr seine Familie zum Thema eines Konzeptfilms.
Mit Bildstörungen provozierte Pipilotti Rists Video «I’m Not the Girl Who Misses Much» (1986) die Sehgewohnheiten. Und Dieter Meier schafft Verwirrung, indem er in seinem Film «100’800 Einheiten» (1972) mit dem Mittel der Überblendung arbeitet.
Manche Gestalter wirkten direkt auf das Filmmaterial selbst ein, indem sie seine Grundelemente zersetzten. Mit ihren ruckartig fliessenden und abstrakten Bildwelten stellten sie den illusionistischen Charakter des Films in Frage.
In «Noel Street» (1975) etwa zeichnete John M. Armleder direkt auf das 16mm-Filmmaterial. Bei «Jalousie» (1967) kratzte Hans-Jakob Siber in die Filmemulsion, und bei «Dot» (1960) löcherte Dieter Roth den Filmstreifen. Und die Installation «Film Streifen» (1979) von Urs Breitenstein schliesst den Betrachter gleich in den Lichtstrahl des Projektors mit ein.