Die Schweizer Männerriege übertrifft an den Kunstturn-Europameisterschaften in Montpellier die Erwartungen. Nils Haller zieht gleich an zwei Geräten in den Final ein.
So eine Bilanz hatten spätestens nach der Verletzung von Claudio Capelli am Dienstagabend nicht einmal mehr kühne Optimisten erwartet. Die Schweizer Kunstturner liessen sich in Montpellier von den ungünstigen Vorzeichen nicht entmutigen. Als achtbestes Team schafften Capelli, Pascal Bucher, Pablo Brägger, Oliver Hegi und Nils Haller gerade noch den Einzug in den Final vom Samstag – zum vierten Mal in Folge an Europameisterschaften.
Claudio Capelli konnte seine letzte Olympia-Chance trotz der Kapselverletzung im Mittelfinger der rechten Hand nutzen. Obwohl er vier seiner Übungen vereinfachen und so rund zweieinhalb Punkte herschenken musste, belegte Capelli im inoffiziellen Mehrkampf-Ranking den 4. Platz. Damit hat der 26-jährige Seeländer die Selektionskriterien für die Olympischen Spiele erfüllt. Gefordert war eine Klassierung unter den ersten zehn.
Das Duell zwischen Capelli und Bucher um den einzigen Olympia-Startplatz erfährt damit eine Fortsetzung. Bucher, der in Montpellier nach seinen Schulterproblemen nur an vier Geräten turnte, hatte die Vorgaben schon im vergangenen Oktober an den Weltmeisterschaften in Tokio erfüllt. Ob Bucher oder Capelli das London-Ticket erhält, gibt Swiss Olympic am 6. Juli bekannt.
Mann des Tages aus Schweizer Sicht war allerdings nicht Capelli, sondern Nils Haller. Der 22-jährige Bieler hatte auf eine Finalqualifikation an seinem Paradegerät Ringe gehofft. Als Siebter schaffte Haller nicht nur das. Er zog gleich auch noch in den Barren-Final ein – als Achter.