Die Basler Verwaltung lässt sich immer wieder mal etwas einfallen, um die Bürger auf Trab – und ihre Beamten bei Laune zu halten. Jüngste Innovation: Morgen wechseln die Abfall-Abfuhrtage. Die Vorfreude darauf ist riesig, bereits sind zehn Beschwerden eingegangen.
Der Abfalldetektiv steht in der Hackordnung der Kontrolleure nicht allzu hoch, das behaupten wir jetzt einfach mal. Sogar der Billetkontrolleur geniesst mehr Ansehen und sei es nur, weil er sich mit seiner Bauchtasche als Exzentriker gerieren kann, der auf die modischen Normen der Gesellschaft pfeift.
Solche Bauchtaschen kann der Abfallinspektor bestenfalls in seiner Freizeit anziehen, seine technische Ausrüstung geht nicht über ein paar Plastikhandschuhe hinaus. Auch seine Ermittlungsmethoden vermögen nicht, den Neid der kontrollierenden Kollegen zu wecken: Er wühlt marderhaft zwischen Fischabfällen und vollen Windeln nach Spuren des Urhebers.
Gut für die Psyche des Müllcops
Das alles wegstecken kann der Abfalldetektiv nur, wenn er sich immer wieder die Dringlichkeit und Bedeutung seines Auftrags gewahr wird. Er sagt sich, ohne ihn hätten wir hier längst alle das Parfüm Neapels in der Nase. Die Basler Verwaltung hat sich nun etwas ausgedacht, um die Laune ihres neusten Detektivs anzuheben (und nebenbei ihre berüchtigte Innovationskraft unter Beweis zu stellen).
Sie tauscht ab Morgen in einigen Quartieren, darunter in einem Teil der Innenstadt, die Abfuhrtage. Das erschliesst dem Müllcop ganz neue Potentiale an möglichen Delinquenten. All jene, die den Wechsel nicht mitbekommen haben, sind nun auch auf seinem Radar. Jetzt wird der Mann richtig wichtig.
Auch am Montag ins Geschäft
Der tolle Einfall wurde in der Bevölkerung begeistert aufgenommen. Vor allem jene Besitzer kleiner Läden und Coiffeursalons jubilieren, die neu am Montag ihren Bebbisack rausstellen müssen – statt wie seit dem Basler Erdbeben von 1356 Usus am Dienstag. Sie haben nun auch am Montag, wo ihr Laden bislang geschlossen war, einen Grund, ins Geschäft zu kommen.
Ihrer Freude Ausdruck verliehen haben die Betroffenen mit Reklamationen an das Tiefbauamt, dem die Stadtreinigung unterstellt ist. Zehn Beschwerden sind bereits vor der Umstellung eingegangen, sagt Chef-Stadtreiniger Alexander Isenburg auf Anfrage.
Isenburg begründet den Wechsel der Sammeltouren mit der gesteigerten Effizienz (mehr dazu auch im grossen Interview mit der TagesWoche) und ausserdem damit: «Es ist aber auch fair. Bislang mussten beispielsweise Läden in den Aussenquartieren auch ihren Abfall am Montag rausstellen, jetzt sind halt wenige in der Innenstadt dran.»
Fair enough. Warum sollen nur wenige mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen haben, wenn es auch viele sein können?