Finma-Direktor fordert Banker zu mehr Selbstdisziplin auf

Der neue Finma-Direktor Mark Branson redet den Bankern ins Gewissen. Viel Vertrauen sei verspielt worden. Es brauche besseres Risikomanagement und mehr Selbstdisziplin. Die Führung der Credit Suisse nimmt er trotz der Milliardenbusse aus den USA in Schutz.

Mark Branson, Direktor der Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA) (Bild: sda)

Der neue Finma-Direktor Mark Branson redet den Bankern ins Gewissen. Viel Vertrauen sei verspielt worden. Es brauche besseres Risikomanagement und mehr Selbstdisziplin. Die Führung der Credit Suisse nimmt er trotz der Milliardenbusse aus den USA in Schutz.

Branson verteidigte den Verzicht der Finanzmarktaufsicht (Finma) auf Eingriffe im Topmanagement der Credit Suisse. Ein Fehlverhalten wie die bei der Grossbank festgestellte Beihilfe zu Steuerhinterziehung in den USA genüge nicht, um gegen den VR-Präsidenten oder den CEO Berufsverbote auszusprechen.

Ein Entzug der so genannten Gewähr komme in Frage, wenn konkret ein individuelles Fehlverhalten, Mitwisserschaft oder grobfahrlässige Missachtung der Managementfunktion bewiesen werden könne, sagte Branson an der Jahresmedienkonferenz der Finma.

Es sei aber nicht Aufgabe der Finma, «ein politisches Urteil über die Frage zu fällen, wer für ein Geschäftsmodell verantwortlich ist, das in der Schweiz während Jahrzehnten praktiziert und nicht nur von Banken und deren Angestellten, sondern auch von den Behörden und der Politik toleriert und teils unterstützt wurde». Diese Frage sei kein Fall CS oder UBS, sondern ein Fall Schweiz.

Vorbeugen und kontrollieren

Branson will die Entlastung für die CS-Führung aber nicht missverstanden wissen. Er fordert von der ganzen Branche ein «konsequenteres Risikomanagement». Konkret sollen die Institute mögliche interne Gefahrenherde identifizieren und Weisungen und Reglemente erlassen, um die Risiken zu begrenzen. Das erwartete Verhalten müsse geschult und rigoros kontrolliert werden.

Fehlverhalten müssten intern hart sanktioniert werden und Anreizsysteme dürften unangemessenes Verhalten nicht begünstigen, sagte Branson. Es gebe zwar keine rationale Obergrenze für Managersaläre. «Die Signalwirkung von hohen Gehältern für das Topmanagement von Banken ist in den Jahren grosser Skandale besonders gefährlich», warnte der ehemalige UBS-Banker.

Appell zu Selbstdisziplin

Viele Fälle von unkorrektem Geschäftsverhalten hätten das Vertrauen in die Banken erschüttert. Neuerdings seien es wiederkehrende Probleme, sagte Branson angesichts gehäuft auftretender Steueraffären, Fehlspekulationen und Verfahren wegen Marktmanipulationen. Oft seien es verhaltensgetriebene Fälle: «Das beste Medikament dagegen ist die Selbstdisziplin des Instituts.»

Die Banken hätten den Schlüssel selbst in der Hand, um Überregulierung und Repression zu vermeiden. «Sie müssen erkennen, dass sie ein Teil eines Gesamtsystems sind, das nur funktioniert, wenn der gesellschaftliche Grundkonsens dafür vorhanden ist», hielt der ehemalige UBS-Banker fest.

Der Brite ist seit 1. April Direktor der Finma und damit Nachfolger von Patrick Raaflaub, dessen Amt Branson bereits per 1. Februar interimistisch übernommen hatte. Raaflaub gab inzwischen seinen Wechsel zum Rückversicherer Swiss Re bekannt.

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