Die Eidg. Finanzmarktaufsicht (Finma) hält weitere Massnahmen am Hypothekarmarkt für nötig, den sie mit Sorge beobachtet. „Wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) und das Eidg. Finanzdepartement (EFD) sind wir überzeugt, dass es zusätzliche gemeinsame Kriterien für alle Akteure braucht.“
Dies sagte Finma-Präsidentin Anne Héritier Lachat in einem Interview mit der Zeitung „Le Matin Dimanche“. Die Situation am Hypothekarmarkt sei weiterhin angespannt. Auch wenn die Behörden Massnahmen ergriffen hätten, um die Hypothekarkredit-Vergabe durch die Banken zu bremsen, bestehe immer noch ein beträchtliches Problem bei der Nachfrage nach Hypokrediten.
Um den in einigen Regionen heisslaufenden Immobilienmarkt etwas abzukühlen und die Gefahr einer Blase einzudämmen, aktivierte der Bundesrat im Februar 2013 auf Antrag der SNB den so genannten antizyklischen Kapitalpuffer (AZP). Das bedeutet, dass Banken Wohnbauhypotheken mit zusätzlichen Eigenmitteln unterlegen müssen. Im Januar dieses Jahres hat der Bundesrat die Höhe der zusätzlichen Reserven bei 2 Prozent der ausgegebenen Hypotheken festgelegt.
IWF-Forderung zurückgewiesen
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte in seinem letzte Woche veröffentlichten Länderbericht zur Schweiz zu weiteren Massnahmen geraten, um die Nachfrage nach Immobilien einzudämmen und den Markt abzukühlen. Gleichzeitig forderte der IWF mehr Personal für die Finanzmarktaufsicht. Dies sei insbesondere nötig, um die Aufsicht über die beiden Grossbanken hinaus zu gewährleisten.
Die kleinen und mittleren Banken seien in der Regel stärker auf das Inland ausgerichtet, erklärte der IWF: „Damit sind sie den Risiken auf dem Immobilienmarkt stärker ausgesetzt.“
Diese Forderung wies die Finma-Präsidentin nun zurück: Die Finma habe derzeit 481 Vollzeitstellen. „Das scheint uns völlig ausreichend, um unsere Aufgaben zu erfüllen“, sagte Héritier.
Das Schweizer Überwachungssystem sei sehr effizient: Als staatliche Institution kontrolliere die Finma einen Teil des Finanzsystems. Andere Aufgaben würden an private Prüfgesellschaften mit einem klaren Mandat der Finma vergeben.
Die IWF-Kritik sei beeinflusst von den Erfahrungen des Währungsfonds mit anderen Regulierungsorganisationen – amerikanischen, englischen oder deutschen -, die nach der Finanzkrise ihr Personal stark aufgestockt hätten, sagte Héritier: „Mehr aktive Mitarbeiter in der Überwachung garantieren aber nicht eine grössere Effektivität.“
Branson mit weisser Weste
Zur Kritik an der Wahl des ehemaligen UBS-Managers Mark Branson zum neuen Finma-Direktor, sagte Héritier in der „NZZ am Sonntag“: „Wir haben die Karriere von Herrn Branson bereits 2010 genau unter die Lupe genommen und haben dies Ende 2013 noch einmal getan, als wir ihn intern als Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Finma-Direktors Patrick Raaflaub nominiert haben.“
„Wir haben keinen Punkt gefunden, der gegen eine Wahl von Mark Branson sprechen würde“, sagte die Finma-Präsidentin. Branson war einst Chef von UBS Securities Japan Ltd, von wo aus der Referenzzinssatz Libor manipuliert wurde.
„Nicht nur wir haben keinen Fehler Bransons festgestellt, sondern auch die zwei amerikanischen, die britische und die japanische Aufsicht“, sagte Héritier: „Herr Branson hatte mit diesen Libor-Manipulationen nichts zu tun.“