Gewinner der 2012 eingeführten neuen Spitalfinanzierung sind die Zusatzversicherer. Ihre Einsparungen werden auf über eine Milliarde Franken geschätzt. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) überprüft nun sämtliche Spitaltarife der Zusatzversicherer.
«Das ist ein ungewöhnlicher Schritt», erklärte FINMA-Sprecher Tobias Lux der Nachrichtenagentur sda und bestätigte einen Bericht der «NZZ am Sonntag». Normalerweise überprüfe die FINMA als Überwacherin der Zusatzversicherungen deren Tarife nur, wenn diese geändert würden oder bei Hinweisen auf Solvenz- oder Missbrauchsgefahr.
Die Überprüfung sei notwendig geworden, weil sich im vergangenen Jahr mit der neuen Spitalfinanzierung die Voraussetzungen für die Zusatzversicherungen geändert hätten. Eine erste repräsentative Erhebung bei verschiedenen Versicherern habe ergeben, dass ihre Schadensbelastung deutlich gesunken sei.
«Bei der Zusatzversicherung ‚Spital allgemein Schweiz‘ ist die Belastung massiv gesunken, bei den Halbprivat- und Privat-Zusatzversicherungen um 15 bis 20 Prozent», sagte Lux.
Der Grund dafür ist, dass diverse Leistungen teilweise von der Grundversicherung oder von den Kantonen übernommen werden. Die Einsparungen für die Zusatzversicherungen werden auf über eine Milliarde Franken geschätzt; eine Zahl, zu welcher sich die FINMA nicht äussern will.
Neue Voraussetzungen – neue Prämien
Die FINMA überprüft im Sommer nun, wie die Versicherungen auf der Basis der geänderten Vorzeichen die Tarife aushandeln. «Wir erwarten, dass die Prämien bei den Spitalzusatzversicherungen in der Regel sinken werden.»
Allerdings könnten nicht alle Versicherten automatisch mit einer tieferen Prämie rechnen, fügte Lux an. Die Tarife seien nicht nur von der Schadensbelastung abhängig, sondern etwa auch von notwendigen Rückstellungen oder der Teuerung. Unsicherheiten bestünden zudem wegen der noch nicht abgeschlossenen Spitaltarife und wegen der ebenfalls neu eingeführten Fallpauschalen.
Neue Finanzierung
Mit der neuen Spitalfinanzierung übernehmen die Kantone seit 2012 teilweise Kosten, die früher von den Zusatzversicherungen getragen wurden. So übernehmen sie erstmals Beiträge an die Behandlungen in Privatspitälern. Auch gilt seither die freie Spitalwahl in der Schweiz.
Früher übernahm ein Kanton seinen Anteil an den Kosten nur, wenn sich die ausserkantonale Behandlung aus medizinischen Gründen aufdrängte. Heute bezahlt ein Kanton seinen Teil, wenn das ausserkantonale Spital auf seiner Spitalliste steht. Die Zusatzversicherung, die früher die freie Spitalwahl ermöglichte, spart heute also.
Am 1. Januar 2013 gab es gemäss FINMA 21 private Versicherungsunternehmen, die nur im Krankenzusatzgeschäft tätig waren. Zudem boten 15 Krankenkassen neben der Grundversicherung auch Zusatzversicherungen an. Versicherte bezahlten 2011 insgesamt 6,4 Milliarden Franken Zusatzversicherungsprämien. Das Prämienvolumen der Grundversicherung betrug 2011 total 23,6 Milliarden Franken.