Fischerei-Verbände wehren sich mit einer Beschwerde beim Aargauer Verwaltungsgericht gegen das Projekt zur Sanierung des Klingnauer Stausees. Sie wollen verhindern, dass mit krebserregenden Chemikalien belastete Sedimente in den Rhein gespült werden.
Der Schweizerische und Aargauische Fischerei-Verband erhoben gemeinsam Beschwerde gegen den Entscheid des Regierungsrats für die Reaktivierung des Seitenarms des Klingnauer Stausees.
Man sei überzeugt, dass weder die Einwohner im Aargau noch auf der deutschen Seiten des Rheins und die Basler mit der Einleitung ausgebaggerter, schadstoffbelasteter Sedimente in den Fluss einverstanden seien, schreibt der Aargauische Fischerei-Verband am Dienstag auf seiner Website. Es gehe um einen Grundsatzentscheid. Daher werde man den Streit notfalls bis vor das Bundesgericht tragen.
Verlandung im Stausee verhindern
Der in den 1930er Jahren künstlich angelegte Klingnauer Stausee ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und gilt auch als internationales Vogelparadies.
Der Jahrzehnte dauernde Sedimenteintrag, der wegen der früheren Einleitung von Industrieabwasser aus dem Einzugsgebiet der Limmat und Aare erhöhte Schadstoffkonzentrationen aufwies, hat eine stetige Verlandung des Sees bewirkt.
Insgesamt ist das Seevolumen gemäss Kantonsbehörden in den letzten 80 Jahren von 7 Millionen Kubikmetern auf weniger als 2 Millionen Kubikmeter Wasser geschrumpft. Die Wasseroberfläche sei immer mehr zu einer bewaldeten Landfläche geworden.
Giftschlamm soll in den Rhein geleitet werden
Um die Verlandung des Stausees zu verlangsamen, will der Kanton einen grossen Teil des Schlamms ausbaggern. Ursprünglich war vorgesehen, rund 20’000 Kubikmeter Feinmaterial nach dem Ausbaggern unmittelbar vor dem Zusammenfluss von Aare und Rhein wieder ins Gewässer zu pumpen.
Nach Kritik beschloss der Regierungsrat im Dezember, 7500 Kubikmeter Sediment in Deponien zu entsorgen. Es handelt sich gemäss Regierungsrat um Sedimente, deren stoffliche Belastung über den Grenzwerten der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKRS) liegen.
Das übrige Feinmaterial von 16’000 Kubikmetern soll unmittelbar vor dem Zusammenfluss von Aare und Rhein ins Gewässer gekippt werden. Der Regierungsrat spricht in diesem Zusammenhang von «Projektverbesserungen».
Eine vollständige Entsorgung bringe keinen Zusatznutzen, sondern führe zu einem Mehrfachen an Lastwagenfahrten. Auf diese Weise würde sich die Umweltbilanz des «Pilotprojekts» merklich verschlechtern, wie der Regierungsrat festhält. Die Mehrkosten beliefen sich auf 2,5 Millionen Franken.
«Umweltgerechtes» Projekt gefordert
Die Beschwerde der Fischerei-Verbände richtet sich gegen das vom Regierungsrat genehmigte Projekt. Das Verwaltungsgericht soll den Entscheid aufheben. In der Beschwerde wird eine «umweltgerechte, rechtskonforme» Umsetzung verlangt. Gegen die ökologische Wiederaufwertung des Seitenarms des Klingnauer Stausees habe man keine Einwände.
Die künstliche, massive Einleitung von Sedimenten schädige die Fische, heisst es in der Beschwerde. Die Schwebestoffe würden die Kiemenfunktion der Fische beeinträchtigen. Im Rhein würden die Sedimentablagerungen die Kiesbänke verdichten und überdecken. Dies werde Fische im Rhein, die kiesigen Grund benötigten, dezimieren.
Verschmutzungen der Vergangenheit
Umfangreiche Bohrungen und Laboranalysen des Feinanteils der Sedimente machten bereits früher die Belastung mit Schwermetallen deutlich. Festgestellt wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und polychlorierte Biphenyle (PCP).
Diese krebsauslösenden Chemikalien waren bis in die 1980er Jahre als Hydraulikflüssigkeit und Weichmacher verwendet worden. Der Stoff wurde über die Flüsse Aare, Reuss und Limmat in den Stausee an der Landesgrenze zu Deutschland geschwemmt.
Die PCB-Belastung hat auch Auswirkungen auf die Fische. So liegen die PCB-Werte der Aale und Barben im Stausee über den Bundesempfehlungen. Der Kanton selbst rät bereits seit längeren vom Verzehr dieser Fische ab.