Nach schweren Unruhen haben Sicherheitskräfte ein südchinesisches Fischerdorf abgeriegelt. Rund 10’000 Bewohner protestierten am Donnerstag gegen Landverkäufe durch korrupte Funktionäre und den Tod eines ihrer Verhandlungsführer in Polizeihaft.
Die Bewohner von Wukan in der Provinz Guangdong forderten eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse. „Wir wollen künftig auch unsere Funktionäre demokratisch wählen“, sagte ein Teilnehmer an der Demonstration.
Mit Bäumen hätten sie Strassensperren errichtet. Einige Bewohner hätten sich mit Schlagstöcken und Messern bewaffnet, um sich gegen einen möglichen Sturm der Sicherheitskräfte zu wappnen, sagte der Bewohner.
Die Rebellion des Fischerdorfes in der wirtschaftlich blühenden Provinz wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden sozialen Unruhen in China. Ursache sind häufig Konflikte über zwangsweise Landenteignungen, unzureichende Entschädigungen, Umweltverschmutzung, Korruption, unbezahlte Löhne oder Polizeibrutalität. Im vergangenen Jahr zählten Soziologen rund 180’000 solcher Zwischenfälle.
Unklare Ursachen für Tod
Ein monatelanger Streit über Landverkäufe war in Wukan eskaliert, nachdem einer der Unterhändler der 20’000 Bewohner am Sonntag in Haft ums Leben gekommen war.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag berichtete, bestritten die Behörden, dass der 42-Jährige gefoltert worden sei. Der plötzliche Tod von Xue Jinbo sei auf „Herzversagen“ zurückzuführen, hiess es unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft der Provinz Guangdong.
Verwandte hätten die Leiche des 42-Jährigen aber gesehen und von „mehreren Verletzungen“ berichtet, sagte der Dorfbewohner. „Er wurde definitiv zu Tode geprügelt.“ Die Verwandten hätten die Leiche nicht fotografieren dürfen.
Die Fingernägel seien ihm herausgerissen worden, ein Daumen sei gebrochen gewesen, sagte der Dorfbewohner unter Berufung auf die Familie. Die Tochter des Toten sagte, ihr Vater habe niemals Herzprobleme gehabt. „Ich kann Ihnen aber versichern, dass er an vielen Stellen geschlagen wurde“, sagte Xue Jianwan.
Die Staatsanwaltschaft berichtete von Abschürfungen an Knien und Handgelenken, die aber nicht für den Schluss ausreichten, dass er geschlagen worden sei.