Barrieren wie Wasserkraftwerke sind für Fische oft unüberwindbar und verhindern den genetischen Austausch. Eawag-Forschende zeigen nun erstmals, dass Fischtreppen das Problem mildern. Es gebe aber Verbesserungspotenzial.
Unüberwindbare Hindernisse in Gewässern können die genetische Struktur einer Fischpopulation stark beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann die Isolation zum Aussterben einer Population führen. Eine Studie der Forschungsanstalt Eawag weist nun nach, dass Fischtreppen das Problem mildern, es aber nicht ganz beheben, wie die Forscher am Mittwoch mitteilten.
Wasserkraftwerke und Wehre werden immer häufiger mit Aufstiegshilfen für Fische ausgestattet. «Aber die Frage, ob sich Fischtreppen tatsächlich positiv auf die Verbindung und die genetische Diversität von Fischpopulationen auswirken, hat man bisher nicht untersucht», liess sich Alexandre Gouskov, Hauptautor der Eawag-Studie, in der Mitteilung zitieren.
Genetische Analysen im Rheineinzugsgebiet
Die Forschenden führten ihre Analysen am Alet durch, einem der häufigsten Fische in Schweizer Gewässern, der während der Laichzeit ein ausgeprägtes Wanderverhalten aufweist. Zudem nutze er sämtliche – technisch teils sehr unterschiedlichen – Fischtreppen in Aare, Limmat, Reuss und Rhein, schreibt die Eawag.
An 47 Stellen im Rheineinzugsgebiet sammelten die Forscherinnen und Forscher Messdaten und Gewebeproben von jeweils rund fünfzig Fischen, die sie anschliessend wieder freiliessen. Durch genetische Analysen stellten sie fest, dass Fischtreppen den genetischen Austausch tatsächlich verbesserten.
Barrierewirkung nicht aufgehoben
Ein Hindernis ohne Aufstiegshilfe wirkt sich auf die genetische Differenzierung der Fische ähnlich aus wie eine Distanz von etwa hundert Kilometern. Mit einer Fischtreppe schrumpft diese äquivalente Distanz auf nur rund zwölf Kilometer. Die Ergebnisse der Studie erscheinen im Fachjournal «Evolutionary Applications».
Dies zeige jedoch auch, dass sich selbst Kraftwerke mit Fischtreppe noch auf die genetische Differenzierung der Fische auswirke, schreibt die Eawag. Besonderes Gewicht erhalte dieser Befund, da viele Fischarten die Aufstieghilfen schlechter überwinden können als der Alet.
«Unsere Resultate zeigen, dass es Sinn macht , die in den letzten Jahren begonnenen Revitalisierungsmassnahmen weiter voranzutreiben», sagte Gouskov. «Es braucht mehr, aber auch qualitativ bessere Fischaufstiegshilfen, um die Arten besser zu schützen.» Beispielsweise werden Umgehungsrinnen deutlich besser genutzt als einfache Betontreppen.