Opfer unerträglicher Umstände: Manche Flüchtlinge infizieren sich nach Angaben von Wissenschaftlern auf der Flucht mit Tuberkulose.
Gentests der Erreger zeigten, dass sich viele Menschen nicht in ihren Herkunftsländern, sondern erst auf der langen und kräftezehrenden Reise sowie in der Enge der Flüchtlingslager infizierten, wie die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) am Montag in Würzburg mitteilte.
Je nach Region unterschieden sich die Bakterien in ihrem genetischen Fingerabdruck, sagte ein DAHW-Sprecher. Daher könnten die Forscher erkennen, wo sich die Menschen angesteckt haben.
Das Immunsystem der Flüchtlinge sei durch die anstrengende Flucht meist angeschlagen. «Und bei so vielen Menschen auf einem Raum ist eine Infektion dann kein Wunder.» Die Flüchtlinge seien daher «nicht nur Opfer der Krankheit, sondern auch der unerträglichen Umstände auf ihrer Flucht», sagte DAHW-Geschäftsführer Burkard Kömm.
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird und meist die Lunge befällt. Die Zahl der Tuberkulosefälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 5865 Fälle gestiegen.
Ein Grund ist die grosse Zahl von Flüchtlingen. Bei ihrer Aufnahme in Unterkünfte müssen viele zur Pflichtuntersuchung, dabei wurden zahlreiche Fälle gefunden.