Flugblätter von Roten Brigaden bei umstrittener Auktion versteigert

Bei einer umstrittenen Auktion in Mailand hat ein dem italienischen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi nahestehender Politiker Flugblätter der linksextremistischen Gruppe Rote Brigaden erworben.

Er hat Flugblätter der Roten Brigaden gekauft: Marcello Dell'Utri (Archiv) (Bild: sda)

Bei einer umstrittenen Auktion in Mailand hat ein dem italienischen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi nahestehender Politiker Flugblätter der linksextremistischen Gruppe Rote Brigaden erworben.

Eine Stiftung des Senators Marcello Dell’Utri erwarb die insgesamt 17 Flugblätter aus den Jahren 1974 bis 1978 am Donnerstag für insgesamt 17’000 Euro. Medienberichten zufolge begründete die Stiftung den Kauf damit, über das grösste Archiv der 68er und der Folgejahre zu verfügen.

Dell’Utri war 2004 wegen seiner Verbindungen zur sizilianischen Mafia Cosa Nostra zu neun Jahren Haft verurteilt worden, 2010 wurde die Strafe auf sieben Jahre reduziert. Vor drei Wochen wurde das Urteil aufgehoben und ein neuer Prozess gegen Dell’Utri gefordert.

Die Roten Brigaden und neofaschistische Gruppen werden für insgesamt fast 15’000 Anschläge zwischen 1969 und 1988 verantwortlich gemacht. Während der „bleiernen Jahre“ wurden in Italien mehr als 400 Menschen bei links- und rechtsextremen Gewalttaten getötet.

Unter den am Donnerstag versteigerten Dokumenten befand sich auch in Flugblatt von 1978, in dem der Mord an dem entführten damaligen Vorsitzenden der christdemokratischen Democrazia Cristiana, Aldo Moro, angekündigt wurde. Die Entführer töteten Moros fünf Leibwächter, die Leiche des Politikers wurde 55 Tage später im Kofferraum eines Autos gefunden.

Vor dem Auktionshaus gab es am Donnerstag eine Protestveranstaltung. Demonstranten zeigten Fotos von Moro und seinen Leibwächtern. Der Sohn eines von den Roten Brigaden getöteten Beamten sagte, die Regierung hätte einschreiten müssen, um die Flugblätter selbst zu erwerben und diese öffentlich ausstellen zu können.

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