Nach dem Absturz des russischen Passagierflugzeugs vom Typ Airbus A321 vom Samstag mit 224 Toten werten die ägyptischen Behörden in Kairo seit Dienstag die Flugschreiber aus. Gemäss der Agentur Interfax sollen an Bord ungewöhnliche Geräusche aufgezeichnet worden sein.
Dabei berief sich die Agentur am Dienstag auf informierte Kreise in Kairo. «Vor dem Moment des Verschwindens der Maschine von den Radarschirmen sind Geräusche aufgezeichnet worden, die nicht charakteristisch sind für einen normalen Flug», zitierte die Agentur den Gesprächspartner. Kurz vorher habe es noch die normalen Gespräche zwischen Piloten und Lotsen gegeben.
Die Rumpfteile auf der Sinai-Halbinsel weisen russischen Angaben zufolge keine Beschädigung von aussen auf. Auch US-Sicherheitsexperten hatten nach der Analyse von Satellitenfotos Medienberichten zufolge ausgeschlossen, dass die Maschine abgeschossen worden sein könnte.
US-Satelliten hätten zum Zeitpunkt des Absturzes einen Hitzeball über dem Sinai verzeichnet, berichteten die TV-Sender CBS und NBC. Es gebe aber keine Hinweise auf einen Abschuss durch eine Rakete.
Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder freigegeben
Nach Angaben russischer Behörden war der Airbus A321 bereits in der Luft zerbrochen. Das Flugunternehmen Kolavia schloss einen technischen Defekt an der mehr als 18 Jahre alten Maschine aus.
Wie die Nachrichtenagentur AFP von einem Vertreter des Ministeriums für zivile Luftfahrt in Kairo erfuhr, wurden sowohl der Flugdatenschreiber als auch der Stimmenrekorder zur Auswertung freigegeben.
Der Flugdatenschreiber registriert die technischen Daten während des Fluges, der Voice Recorder nimmt alle Geräusche und Gespräche im Cockpit auf. Die Datenträger sind so robust gebaut, dass ihr Speicher auch stärksten Belastungen standhalten kann.
Weitere Opfer nach Russland gebracht
Der Zivilschutz brachte derweil die sterblichen Überreste weiterer Opfer nach Russland. Eine Iljuschin Il-76 landete am frühen Dienstagmorgen auf einem abgesperrten Bereichs des St. Petersburger Flughafens Pulkowo. Die meisten Opfer waren russische Touristen.
«Wir werden diese Arbeit täglich machen, bis alle Toten und ihre Habseligkeiten herausgeholt worden sind», sagte Vize-Katastrophenschutzminister Wladimir Stepanow der Agentur Tass. Behördensprecher Alexej Smirnow zufolge wurden bisher etwa 140 Leichen nach St. Petersburg gebracht.
Russische Medien berichteten, dass an der Absturzstelle «Teile» gefunden worden seien, die weder dem Flugzeug noch dem Gepäck zuzuordnen seien. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte dies aber zunächst nicht.
Warnungen vor IS-Propaganda
Peskow kritisierte Berichte scharf, wonach ein möglicher Anschlag auf das Flugzeug mit russischen Luftangriffen auf Ziele in Syrien zusammenhängen könnte. Spekulationen über einen eventuellen Vergeltungsschlag etwa durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) seien zum jetzigen Zeitpunkt «völlig unangebracht», sagte er.
Auch der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi wandte sich gegen Mutmassungen, die Maschine sei von einem Zweig der IS zum Absturz gebracht worden. Wenn «Propaganda» verbreitet werde, dass der Absturz auf den IS zurückgehe, so sei dies «eine Art, die Stabilität und Sicherheit Ägyptens und seinen Ruf zu beschädigen», sagte al-Sisi der BBC.
Die abgestürzte Maschine war auf dem Flug von Scharm el Scheich nach St. Petersburg. Der Absturz ist das schwerste Unglück in Russlands Luftfahrtgeschichte.