Am Absturz des verschollenen Flugzeuges der Malaysia Airline gibt es keinen Zweifel mehr. Westlich von Australien stürzte die Maschine in den Indischen Ozean. Wieso der Flug aber derart vom Kurs abwich und was an Bord geschah, bleibt rätselhaft.
Das letzte Signal der Boeing 777 sei von einer Position westlich von Perth aufgefangen worden, sagte Malaysias Regierungschef Najib Razak am Montagabend um 22.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) in Kuala Lumpur. Die Fluggesellschaft hatte die Angehörigen der 239 Menschen an Bord zuvor informiert, dass sie nicht mehr mit Überlebenden rechnet .
Razak sagte unter Berufung auf neue Informationen des Satellitenbetreibers Inmarsat und die britische Untersuchungsbehörde für Luftunfälle (AAIB): „Mit Bedauern und tiefer Betroffenheit muss ich Sie informieren, dass Flug MH370 nach diesen neuen Daten über dem südlichen Indischen Ozean geendet hat.“ Es sei eine abgelegene Region, weit fort von jeder Landemöglichkeit.
Der Regierungschef benutzte das Wort Absturz selbst nicht. Er machte aber auch deutlich, dass es keine Hoffnung für die Menschen an Bord gebe. „Für die Angehörigen waren die vergangenen Wochen herzzerreissend“, sagte Najib. „Ich weiss, dass diese Nachricht noch härter ist. Ich bitte die Medien dringend, ihre Privatsphäre zu respektieren.“
Malaysian Airlines erklärte, in diesem „unglaublich schmerzhaften Moment“ seien Gebete und Gedanken bei den 226 Passagieren und 13 Crewmitgliedern.
Tumult wütender Angehöriger
Die Familien der chinesischen Insassen an Bord des Flugzeugs der Malaysia Airlines nahmen die Nachricht vom Absturz mit Wut und Erschütterung auf. Im Pekinger Lido Hotel, wo sie am Montag informiert wurden, dass niemand überlebt habe, kam es zu Tumulten.
Wütende Angehörige gingen auf wartende Medienvertreter los. Diese hatten den Saal belagert, in dem die Familien die Informationen erhalten hatten und trauerten. Etwa zwei Drittel der 239 Insassen von Flug MH370 waren chinesische Staatsbürger.
Polizei ermittelt in alle Richtungen
Dank der neuen Analyse ist eindeutig, wo das Wrack zu suchen ist. Völlig unklar ist aber nach wie vor, warum die Maschine am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking vom Kurs abwich und warum die Kommunikationssysteme an Bord ausfielen.
Die Polizei in Malaysia ermittelt wegen Sabotage, Entführung und Terrorismus. Die Ermittler haben aber einen technischen Fehler an Bord nicht ausgeschlossen. Weil die wahrscheinliche Absturzstelle in internationalen Gewässern liegt, wird Malaysia als Heimatstaat des Flugzeugs die weiteren Ermittlungen leiten.
Bislang wurde auch noch kein Wrackteil geborgen. Allerdings wurde 2500 Kilometer südwestlich von Perth Treibgut geortet.
Schiffe sollen die Teile bergen und untersuchen, ob es sich um Flugzeugteile handelt. So wird erwartet, dass bis Dienstag ein Schiff der australischen Marine den Ort erreicht, an dem ein Suchflugzeug des Landes zuvor zwei Teile ausgemacht hatte, die dicht unter der Wasseroberfläche schwammen.
Bislang ist es den beteiligten Schiffen noch nicht gelungen, die von Satelliten oder von Flugzeugen aus georteten Teile in dem Gebiet tatsächlich zu finden. Wegen der starken Strömungen kann das Treibgut innerhalb weniger Tage Hunderte Kilometer zurücklegen oder auch untergegangen sein.
Bald konkrete Hinweise erwartet
Zuvor hatte ein chinesisches Militärflugzeug zwei grosse und mehrere kleine Teile im Ozean ausgemacht. Ein US-Militärflugzeug in dem Gebiet konnte diesen Fund jedoch nicht bestätigen.
Die US-Marine brachte Gerät zur Lokalisierung der Flugschreiber in die Region. Die beiden Kästen – der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Stimmenrekorder – senden ein Signal, mit dem sie geortet werden können. Nach etwa 30 Tagen könnten sie aber wegen schwacher Akkus verstummen. Die Hälfte der Zeit ist verstrichen