Nach dem Abfliessen der verheerenden Fluten in Indien haben Rettungskräfte und Nachbarn weitere Tote in den Häusern gefunden. Die Zahl der Opfer liege nun bei 277, sagte der örtliche Regierungschef Omar Abdullah laut dem Sender CNN-IBN am Freitag.
Schätzungen zufolge wurden Strassen, Brücken und staatliche Gebäude im Wert von mehreren hundert Millionen Euro zerstört. Die gesamte Schadenssumme für Privathäuser dürfte noch weit darüber liegen.
Vor knapp zwei Wochen war der Fluss Jhelum über die Ufer getreten und hatte grosse Teile der Millionenstadt Srinagar unter Wasser gesetzt.
Auch waren wegen des tagelangen Starkregens Häuser eingestürzt, Erdrutsche abgegangen und viele Dörfer von der Aussenwelt abgeschnitten worden. Im Nachbarland Pakistan starben nach offiziellen Angaben mehr als 320 Menschen.
Urlaubsparadies gleicht Sumpfgebiet
Die Überschwemmungen haben auch viele staatliche Unterlagen vernichtet. Nach Informationen der Zeitung «The Hindu» wurde zum Beispiel das Gerichtsgebäude in der indischen Landeshauptstadt von Jammu und Kaschmir geflutet.
«Mehr als 80 Prozent der Gerichtsakten stehen seit mehr als einer Woche im Wasser und sind wahrscheinlich komplett zerstört», sagte Anwalt Shakeel Zahgeer der Zeitung. Auch der Sitz der Lokalverwaltung wurde überschwemmt.
Das Kaschmir-Tal ist als Urlaubsparadies bekannt, zahlreiche Touristen buchen sich auf Hausbooten im Dal Lake ein. Doch nun sehe der See aus wie ein Sumpfgebiet, schreibt die Zeitung «Times of India». Die meisten Hotels und Restaurants in Srinagar seien überflutet worden. Überall stinke es, alle Buchungen seien storniert worden. Das Tourismusministerium versprach 13 Millionen Euro zur Unterstützung, wie die Agentur IANS berichtete.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam harren weiterhin viele Menschen in Moscheen oder öffentlichen Gebäuden aus. Andere campierten unter Planen im Freien.