Kaum sind Wahlen, spüren sie alle, was das Volk wirklich beschäftigt. Besonders abenteuerlich: FDP-Kandidat Christophe Haller will plötzlich Basels neuer Sheriff sein.
Im Regierungsrats-Wahlkampf kommen sie alle von ihrem Turm runter. Baschi Dürr, leitender Angestellter der PR-Firma Farner, die in ihrer bewegten Geschichte so ziemlich alles vertreten hat bis auf die Interessen des gemeinen Volkes, geht neuerdings mit jedermann Bier trinken (Konsumation auf eigene Rechnung). Emmanuel Ullmann versucht sich ähnlich in Szene zu setzen, allerdings smarter: Ullmann lädt auf eine Fährfahrt ein. Bier wird dort nicht ausgeschenkt und ausserdem ist das rettende Ufer nach ein paar Minuten Gespräch erreicht. So lange tragen selbst Ullmanns politische Ideen.
Die gewagteste Verbiegung indes vollzieht der dritte Mitte-Aspirant, Christophe Haller vom Bruderholz. FDP-Politiker Haller ist seit dem Anpfiff zum Wahlkampf ein besorgter Mann. Das verrät uns nicht nur sein Blick vom Wahlplakat – streng wie ein Barsch – auch sein Slogan insinuiert: Dieser Politiker hat sich Zeit seiner Wirkkraft als Grossrat eingehend mit der Sicherheit in der Stadt auseinandergesetzt, weshalb er nun ankündigt: «Mehr Sicherheit für Basel-Stadt». Ein Blick in die Akten verrät: Dieser Politiker hat sich bislang um kaum etwas weniger gekümmert als um die Sicherheit. Hallers Politik verfolgte zwei Ziele, erstens: die Verteidigung der Privilegien der Reichen (Gratis Parkplätze auf dem Bruderholz, tiefe Holdingsteuern). Und zweitens: die Bekämpfung der Privilegien der Armen (Streichung der Sozialhilfe).
Dennoch darf Sheriff Haller in der BaZ unwidersprochen und wöchentlich zum Besten geben, wie sehr ihm die Sicherheit der Basler am Herzen liege, die durch eine schlimm verfehlte links-grüne Politik arg gefährdet sei. Haller sagt dann komische Sachen: Guy Morin solle sich doch besser um die Einbrüche statt um die Schliessung von Fessenheim kümmern. Dass die Verantwortung für die Sicherheit in Basel dem Parteikollegen Hanspeter Gass obliegt – nicht der Rede wert.
Aber Christophe Haller begibt sich jetzt halt ins Volk. Das hat er gesagt. Da gelten andere Werte. Redlichkeit weniger. Satter Blödsinn mehr.