Folterchef der Roten Khmer erhält lebenslang in Berufungsprozess

Der einstige Folterchef der Roten Khmer, Duch, ist im Berufungsprozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Damit erhöhte das Gericht in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh am Freitag überraschend das Strafmass aus dem vorangegangen Prozess.

Roter Khmer-Folter-Chef Kaing Guek Eav im Gericht (Bild: sda)

Der einstige Folterchef der Roten Khmer, Duch, ist im Berufungsprozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Damit erhöhte das Gericht in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh am Freitag überraschend das Strafmass aus dem vorangegangen Prozess.

Im Juli 2010 war Duch zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Das Sondertribunal für die Aufarbeitung der Schreckensherrschaft der Roten Khmer hatte dem ehemaligen Leiter des Gefängnisses Tuol Sleng (S21) die Beteiligung an 12’272 Todesfällen nachgewiesen. In dem berüchtigten Gefängnis waren rund 15’000 Menschen gefoltert und hingerichtet worden.

Die Anklage hatte das Strafmass als zu milde, Duch als zu hart bezeichnet. Beide hatten Berufung eingelegt. Das Gericht befand nun, das erste Urteil habe nicht die „Schwere der Verbrechen des Angeklagten widergespiegelt“.

„Die Verbrechen von Kaing Guek Eav gehören fraglos zu den schlimmsten in der bekannten Geschichte der Menschheit. Sie verdienen die höchste verfügbare Strafe“, sagte der Präsident der Berufungskammer, Kong Srim. Der 69-jährige Angeklagte nahm das Urteil ohne äussere Regung hin.

„Historischer Tag“

Vertreter der Opfer und der kambodschanischen Regierung begrüssten in ersten Reaktionen das Urteil. Die Regierung sprach von einem „historischen Tag“. Vize-Regierungschef Sok An sagte, er hoffe, der Urteilsspruch bringe den Opfern Linderung für ihr Leid. Kritik gab es allerdings von Opferseite wegen der Ablehnung weiterer Entschädigungsforderungen.

Duch, der mit richtigem Namen Kaing Guek Eav heisst, hatte am letzten Tag des ersten Prozesses seine Freilassung verlangt, da er nur ein „einfacher Sekretär“ gewesen sei. Im Berufungsprozess hatte sein Anwalt argumentiert, Duch habe keine Führungsposition innegehabt und falle daher nicht unter die Gerichtsbarkeit des von der UNO unterstützten Tribunals.

Die Roten Khmer wollten in Kambodscha eine maoistische Agrargesellschaft verwirklichen. Ihre Schreckensherrschaft dauerte von 1975 bis 1979. Schätzungen zufolge kamen während dieser Zeit bis zu 2,2 Millionen Menschen ums Leben, mehr als ein Viertel der damaligen Bevölkerung des Landes.

Duch ist bislang der einzige wegen Gräueltaten verurteilte Drahtzieher des Terrorregimes. Drei weiteren Spitzenvertretern wird zur Zeit der Prozess gemacht. Der Hauptverantwortliche Pol Pot starb 1998 im Dschungel.

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