Drei Tage lang blickt die Ruderwelt wieder auf den Luzerner Rotsee. Im Mekka der Ruderer greift von heute Freitag bis zu den Finals am Sonntag auch ein Schweizer Boot nach dem Gesamtweltcup.
Nach einem Unterbruch von zwei Jahren rudern Simon Schürch, Mario Gyr, Lucas Tramèr und Simon Niepmann wieder zusammen im leichten Vierer ohne – und das sehr erfolgreich. Sieg am Weltcup in Bled (Sln), Sieg und Gold an der EM in Poznan (Pol), Platz 2 am Weltcup in Varese (It) – der Leichtgewichts-Vierer überzeugt. Die Dominanz überrascht selbst die vier Athleten. «Wir wussten, dass wir schnell sein werden. Aber in dieser Deutlichkeit haben wir das nicht erwartet», sagt Routinier Gyr.
Der 30-jährige Luzerner tritt mit seinen Kollegen mittlerweile in jedem Rennen als Favorit an. An der WM Ende August/Anfang September in Frankreich werden die Schweizer zusammen mit dem neuseeländischen Boot, das die Schweizer in dieser Saison als bisher einziges bezwungen hat, zu den ersten Anwärtern auf die Goldmedaille gehören. Halten die Schweizer ihr Level, werden sie auch in einem Jahr an den Olympischen Spielen in Rio die «équipe à battre» sein.
Olympia ist der grosse Antrieb des Schweizer Vierers. Vor drei Jahren hat das Quartett in London in der selben Besetzung Platz 5 belegt. Vier Jahre danach soll der Traum von einer Medaille Realität werden. Gyr und Schürch haben sich nach London zuerst im Doppelzweier versucht. «Die Chance, in dieser Disziplin eine Medaille zu gewinnen, schien uns 2013 grösser», so Gyr. Mittlerweile haben Gyr und Schürch ihre Meinung geändert. Die Erfolge, die sie dieses Jahr in ihrer «angestammten» Disziplin gefeiert haben, geben ihnen recht.
Erste Gesamtsieger seit 14 Jahren?
Auf dem «Göttersee» vor Luzern, dem «Wimbledon des Rudersports» (Gyr), hat der leichte Vierer gleich zwei Ziele: den ersten Triumph vor dem Heimpublikum und den Sieg in der Weltcup-Gesamtwertung. «Die Wertung zeigt, wer die ganze Saison konstant vorne lag», sagte Gyr. «Deshalb wäre Platz eins eine schöne Bestätigung.»
Es wäre zum ersten Mal seit 2001 (Markus Gier/Nicolas Lätt im leichten Doppelzweier), dass ein Schweizer Boot eine Weltcup-Wertung für sich entscheiden würde. Noch wichtiger wäre Gyr und Co. aber der Heimsieg oder zumindest der erste Podestplatz auf dem Rotsee. Zwischen 2010 und 2012 hatten sich die Schweizer stets auf Platz 4 klassiert. «Und letztes Jahr im Zweier wurde ich ebenfalls Vierter», bemerkt Gyr.
Dass Gyr in Luzern überhaupt antreten kann, ist keineswegs selbstverständlich. Im Frühling musste er zwei Operationen an den Nieren über sich ergehen lassen. Seine Karriere stand auf der Kippe. Doch der ehrgeizige Innerschweizer kämpfte sich erstaunlich rasch zurück und rudert mittlerweile wieder beschwerdefrei.
Siebe Schweizer Boote
In Rio soll 2016 nicht nur der leichte Vierer glänzen. Das Gleiche soll, wenn es nach dem Schweizer Verband geht, zwei weiteren Booten gelingen. Die besten Chancen eingeräumt werden derzeit Jeannine Gmelin im Skiff und dem Doppelvierer mit Nico Stahlberg, Barnabé Delarze, Augustin Maillefer und Roman Röösli.
Diesen beiden Booten dient die Regatta auf dem Rotsee auch als Standortbestimmung für die WM, an der im Herbst der Grossteil der Olympia-Quotenplätze vergeben wird. Insgesamt sind für den Heim-Weltcup sechs Schweizer Boote mit total 15 Athleten gemeldet.