Sie sind mikroskopisch klein und zeugen davon, dass vor rund 242 Millionen Jahren das Südtessin mit den Weltmeeren verbunden war: Auf dem Monte San Giorgio haben Forscher sieben bisher unbekannte Fossilienarten entdeckt.
Gefunden wurden die winzigen Zeitzeugen im Val Porina. Dort arbeiten das Tessiner Naturhistorische Museum, die Universität Lausanne und das Programm Earth Surface Processes & Paleobiosphere der Westschweizer Universitäten in einem Forschungsprojekt zusammen, wie das Tessiner Baudepartement am Donnerstag mitteilte.
Die Fundstücke sind einzellige Urtierchen von wenigen Zehntelmillimetern Grösse. Sie gehören zur Gruppe der Strahlentierchen oder Radiolarien und verfügen über ein hartes Skelett aus Siliziumdioxid. Laut der Mitteilung gehören sie zu den wichtigsten Bestandteilen von Meeresplankton.
Aus dem Ladinium
Die Fossilien stammen aus dem Ladinium, einer Stufe des Trias, und dürften somit um die 242 Millionen Jahre alt sein. Keine der neuen Arten war zuvor am für spektakuläre Fossilienfunde bekannten Monte San Giorgio je gefunden worden. Auch in der übrigen Schweiz waren die neu gefundenen Urtierchen bisher unbekannt.
Die Entdeckung bietet den Forschern Gelegenheit, die Entwicklung dieser Organismen besser zu verstehen und Licht in ökologische und geologische Zusammenhänge im südlichen Tessin zum Beginn des Ladiniums zu bringen.
Einerseits belegen die neu gefundenen Fossilienarten, dass das Meeresbecken des Monte San Giorgio damals bis zu einem gewissen Grad abgeschottet war. Das war eine Voraussetzung für den aussergewöhnlich guten Zustand der dort bereits zuvor gefundenen Fossilien von Insekten und Reptilien.
Ähnlichkeiten mit Fundstücken von weither
Anderseits gibt es aber auch Ähnlichkeiten zwischen den neuen Funden und Arten, die in Hunderten und Tausenden Kilometern Entfernung gefunden worden waren. Das belegt, dass es zwischen dem Tessin und dem Tethysmeer vor ungefähr 242 Millionen Jahren einen Wasser-Austausch gegeben haben muss.
Es gab demnach Verbindungen des Meeresbeckens vom San Giorgio mit anderen solcher Becken, etwa in den südlichen Alpen. Diese Verbindungen könnten bis ins heutige China gereicht haben.