Die Feinstaubbelastung in der Schweiz geht seit Jahren zurück. Doch die Gefahren von verunreinigter Luft lauern weiter. Die Eidgenössische Kommission für Lufthygiene (EKL) fordert deshalb einen zusätzlichen Grenzwert für kleinere Feinstaubpartikel.
Besonders bedenklich seien die Kleinstpartikel von weniger als 2,5 Mikrometern, die tief in die Lungen und sogar in den Blutkreislauf eindringen können. Zu diesem Schluss kommt die EKL in ihrem Bericht „Feinstaub in der Schweiz 2013“, der die neusten Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen der Feinstaubbelastung auf die Gesundheit der Bevölkerung zusammengefasst und bewertet hat.
Sie zeigen, dass die Luftverschmutzung auch auf heutigem Niveau Krankheiten und Todesfälle verursacht. Die schädliche Wirkung ist auch für die kleineren Feinstäube und für Russ gut belegt.
In der Schweiz bestehen über die Luftreinhalteverordnung (LRV) derzeit aber nur Grenzwerte für gröbere Feinstaubpartikel mit 10 Mikrometern Grösse. Dies soll sich nun ändern: Die EKL empfiehlt dem Bundesrat und dem Parlament, einen zusätzlichen Immissionsgrenzwert für kleinere Feinstaubpartikel von weniger als 2,5 Mikrometern in der Verordnung zu verankern, wie die Kommission am Mittwoch mitteilte.
WHO-Richtwert übernehmen
Sie stützt sich dabei auf das Schweizer Umweltschutzgesetz. Gemäss diesem müssen Immissionsgrenzwerte so festgelegt werden, dass die Gesundheit der Bevölkerung geschützt wird. Übernommen werden soll der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Richtwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
Ausserdem schlägt die EKL ein verbindliches Reduktionsziel für den krebserregenden Russ vor. Dessen Belastung soll in den kommenden zehn Jahren um 80 Prozent vermindert werden.
Damit die Ziele eingehalten werden, muss laut der Lufthygienekommission der Schadstoffausstoss reduziert werden. Im Fokus stünden vor allem Fahrzeuge und Holzfeuerungen, welche zu den grössten Feinstaubquellen gehörten.
Grosse Fortschritte
Sieben Jahre nach ihrem letzten Feinstaubbericht anerkennt die EKL aber auch „die eindrücklichen Fortschritte, welche die Schweiz bei der Verminderung der Feinstaubbelastung in den vergangenen Jahren erzielt hat“. Der Bund erwartet einen weiteren Rückgang der Feinstaubbelastung um 15 Prozent bis 2020, wie eine letztjährige Studie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zeigte.
Trotzdem bleibt die Gefahr gesundheitlicher Schäden bestehen. Die Palette der untersuchten Wirkungen ist breit und reicht von einer erhöhten Sterblichkeit bei Säuglingen über Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen, Asthmaanfälle und Allergien bis hin zu einer geringeren Lebenserwartung wegen Herz- und Lungenkrankheiten.
Das BAFU spricht von 3000 bis 4000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr, die durch Luftbelastung mitverursacht wurden. Die Schweizer Forschungsresultate belegen erfreulicherweise auch, dass sich die Gesundheit relativ rasch bessert, wenn der Schadstoffgehalt der Luft abnimmt.