Die Hinweise verdichten sich: Der furchterregende Tyrannosaurus rex hatte es wohl auch auf die eigene Verwandtschaft abgesehen – und sie aufgefressen.
Dass der mächtige Dinosaurier womöglich ein Kannibale war, schliessen Forscher aus Bissspuren an einem uralten Knochen. Paläontologe Matthew McLain von der Loma Linda University (Kalifornien) und sein Team fanden das an beiden Enden abgebrochene Gebein bei Grabungen in der Lance-Formation in Wyoming, die bekannt ist für ihren Fossilienreichtum.
«Der Knochen war bedeckt mit Kerben. Mit sehr tiefen Kerben», wird McLain in einer Mitteilung der Amerikanischen Geologie-Gesellschaft zitiert. Die Experten wollen den Fund an diesem Sonntag an der Jahrestagung der Fachgesellschaft in Baltimore präsentieren. Der Knochen ist etwa 66 Millionen Jahre alt.
Die meisten der Kerben verliefen rechtwinklig zum Knochen – etwa so, als wenn Menschen ein Hühnchen abknabbern. Eine Kerbe am Rand hingegen wies auch parallele Muster auf. Der Räuber hatte demnach den Kopf beim Biss zur Seite weggerissen. Dabei hatten die an der Vorderkante gezackten Zähne – typisch für Theropoden wie Tyrannosaurus rex – die Schrammen hinterlassen.
McLain ist überzeugt: «Das muss ein Tyrannosaurus gewesen sein.» Kein anderes Tier in dieser Region habe so grosse Zähne gehabt. Unklar sei, ob T. rex seinen toten Artgenossen nur aufgefressen oder zuvor auch im Kampf selbst getötet habe.
Schon vor einigen Monaten hatten britische Forscher aus Bissspuren an den fossilen Schädelknochen eines Daspletosaurus – eines Verwandten des T. rex – geschlossen, dass die grossen Räuber heftig miteinander kämpften und ihresgleichen vermutlich auffrassen.
Die Studie publizierten die Autoren im Fachjournal «PeerJ». In einer anderen Untersuchung analysierten Forscher der Yale University in New Haven Bissspuren eines T. rex. Auch sie vermuteten in der in «PLOS One» erschienenen Studie: Tyrannosaurus rex war ein Kannibale.