Eine lebend in den Kochtopf geworfene Krabbe kann zwar nicht wehklagen. Aber anders als weithin angenommen, empfindet sie durchaus Schmerzen.
Ein Forscherteam um den Biologen Bob Elwood von der Queen’s University in Belfast wollte es genau wissen. In einem Versuch wurden 90 Strandkrabben (Carcinus maenas) in ein Aquarium mit zwei dunklen Unterschlupfmöglichkeiten gesteckt. In einer der Höhlen, in denen sich die Tiere besonders gerne aufhalten, erhielten sie Elektroschocks.
Als die Krabben beim zweiten Mal in das Aquarium gelassen wurden, begaben sich die meisten von ihnen in dasselbe Loch, in das sie zuvor gekrabbelt waren – und wurden wieder mit Elektroschocks traktiert. Als die Tiere dann ein drittes Mal in dem Behälter ausgesetzt wurden, hielt sich die grosse Mehrheit von der Höhle mit den Elektroschocks fern, berichten die Forschenden im „Journal of Experimental Biology“.
Vermeidungsreaktion
„Die Krabben haben gelernt, den Unterschlupf zu meiden, in dem sie einen Schlag erhielten“, erklärte Elwood. Um den erwarteten Schmerz zu vermeiden, hätten die Tiere sogar auf ihr geliebtes Versteck verzichtet.
„Philosophisch gesehen“ sei es so gut wie unmöglich, hundertprozentig nachzuweisen, dass ein bestimmtes Tier Schmerzen empfinde. Doch bei verschiedenen Experimenten mit Krabben, Garnelen und Einsiedlerkrebsen seien alle Schmerz-Kriterien vereint gewesen.
„Milliarden Krustentiere werden gefangen oder für die Lebensmittelindustrie gezüchtet. Im Vergleich zu Säugetieren geniessen sie praktisch keinerlei Schutz aufgrund der Annahme, dass sie keinen Schmerz fühlen. Unsere Forschungen belegen das Gegenteil“, erklärte Elwood.