Lukas Heydrich und Silvio Ionta von der ETH Lausanne erhalten den mit 20’000 Franken dotierten Forschungspreis 2012 der Schweizerischen Hirnliga. Ihnen ist es gelungen, eine Erklärung für so genannte ausserkörperliche Erfahrungen zu finden.
Bei ausserkörperlichen Erfahrungen berichten die Betroffenen, sie hätten ihren Körper verlassen, seien im Raum geschwebt und hätten sich selbst und das allgemeine Geschehen aus einer Perspektive ausserhalb des Körpers wahrgenommen. Man schätzt, dass rund fünf Prozent der Bevölkerung schon einmal eine solche Erfahrung hatten.
Passieren kann das in verschiedenen Situationen, wie Lukas Heydrich in einem Communiqué der Schweizerischen Hirnliga vom Donnerstag zitiert wird. „Sei es vor dem Einschlafen, bei vollkommener Entspannung, bei einem traumatischen Erlebnis oder nach einer Hirnverletzung.“
Verkehrte Perspektive
Gemeinsam mit Silvio Ionta hat Heydrich eine Erklärung für das rätselhafte Phänomen gefunden: Die ausserkörperliche Erfahrung steht in Zusammenhang mit Schäden in der Hirnregion zwischen Schläfen- und Scheitellappen. In dieser Hirnregion werden Körpersignale des Tast-, Gleichgewichts- oder Sehsinns verarbeitet.
Diese Signale helfen, den eigenen Körper im Raum zu verorten. Die Forscher vermuten zwei Ursachen: Einerseits wird der Körper wegen Schäden in der Hirnregion nicht mehr als zusammengehörige Einheit erlebt. Andererseits kommt es bei widersprüchlichen Signalen des Gleichgewichtssinns zu einem veränderten Raumerleben.
In einer Studie gelang es Heydrich und Ionta sogar, bei gesunden Versuchspersonen ausserkörperliche Wahrnehmungen hervorzurufen. Die Testpersonen versetzten sich in einen virtuellen Körper und empfanden diesen als ihren eigenen. Viele hatten dabei den Eindruck, nach unten zu blicken, obwohl sie auf dem Rücken lagen.