Forschungszentrum für Biometrie in Martigny eröffnet

Das erste europäische Forschungs- und Bewertungszentrum für Biometrische Sicherheit ist am Dienstag in Martigny VS ins Leben gerufen worden. Bisher gab es erst zwei Zentren dieser Art auf der Welt, eines in den USA und eines in China.

Eine 3D-Maske neben einem Laptop eins Idiap-Mitarbeiters (Bild: sda)

Das erste europäische Forschungs- und Bewertungszentrum für Biometrische Sicherheit ist am Dienstag in Martigny VS ins Leben gerufen worden. Bisher gab es erst zwei Zentren dieser Art auf der Welt, eines in den USA und eines in China.

„Die Idee geht bereits auf mehrere Jahre zurück“, sagte Sébastien Marcel, Initiant und Direktor des neuen Schweizerischen Forschungs- und Bewertungszentrums für Biometrische Sicherheit am Dienstag an einer Medienkonferenz in Martigny. Es habe Zeit gebraucht, ein Netz zu entwickeln und die Finanzierungsquellen zu erschliessen.

Das Zentrum für Biometrische Sicherheit wird akademische Partner sowie Firmen vereinen, die von einer Forschung auf höchstem Niveau zu einem angemessenen Preis profitieren möchten, erklärte Marcel. Es gehe darum, Spitzenforschung zu entwickeln, Ingenieure und Wissenschafter auf hohem Niveau auszubilden und Technologietransfer in Richtung der Unternehmen zu fördern.

Das Zentrum sei einzigartig in Europa, betonte Marcel. Es sei 2013 auch den Eidgenössischen Behörden im Rahmen eines Nationalen Forschungsschwerpunktes vorgeschlagen worden, leider aber nicht berücksichtigt worden.

Aus diesem Grund wandten sich der Initiant und das Forschungsinstitut Idiap, das seit mehreren Jahren auf dem Gebiet der Biometrie forscht, an die lokalen Gemeinwesen, wie Hervé Bourlard, Direktor des Idiap, ausführte. Das Idiap ist ein Forschungsableger der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (ETHL) in Martigny.

Kooperation mit Unternehmen

Der Grossteil der Finanzierung wird jedoch durch Unternehmen geleistet, vergleichbar einem Finanzierungsmodell, das laut Marcel aus den USA bekannt ist. Die für den Start des Zentrums notwendigen 300’000 Franken steuerte der Kanton Wallis bei. Zusätzlich 100’000 Franken leistete die Stadt Martigny, Gründungsmitglied von Idiap.

In der Biometrie seien die Daten ein wertvolles Gut, ohne das keinerlei Forschung möglich sei, erklärte Marcel. Das Idiap besitze solche Daten, welche es sich im Laufe seiner Forschungsprojekte gemäss den Regelungen über den Datenschutz angeeignet habe. Die Informationsplattform www.biometrics-center.ch erlaube es, Zugang zu diesen Daten zu erteilen, ohne dass diese das Institut verlassen.

Europäischer und weltweiter Leader

Das Idiap ist spezialisiert auf dem Gebiet der Bild- und Spracherkennung und hat sich laut Bourlard dank 20-jähriger Forschungstätigkeit als europäischer und weltweiter Leader auf dem Gebiet der Biometrie positioniert. Das neue Forschungszentrum wird begrenzt auch mit der ETHL zusammenarbeiten und zählt rund hundert Forschende.

Bei der Biometrie werden biologische Unterschriften wie Fingerabdrücke, Gesichtsabdrücke, Stimmabdrücke oder Charakteristiken der Iris verwendet. Um die Verlässlichkeit dieser biometrischen Erkennungssysteme zu erhöhen, wird oft auch eine Kombination benutzt. Dies ist unter anderem für eine der Spin-offs des Idiap der Fall, der KeyLemon, welche gleichzeitig die Stimme und das Gesicht nutzt.

Nächster Artikel