Der Schweizer Fotograf, Verleger und Galerist Ernst Scheidegger ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Das bestätigte am Donnerstag die Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv in Zürich. Scheidegger war unter anderem bekannt für seine Porträts von Alberto Giacometti.
Scheidegger sei schon am Dienstag verstorben, bestätigte Thomas Kramer, Leiter der Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Kramer leitet auch den Scheidegger & Spiess Verlag, der 1962 von Scheidegger gegründet wurde und Werke aus den Sparten Kunst, Fotografie und Architektur herausgibt.
Scheidegger sei nach einem «langen, reichen Leben mit vielen Begabungen, weiten Reisen und tiefen Freundschaften» in Zürich gestorben, würdigte der Verlag seinen Gründer am Donnerstag auf seiner Homepage.
Marc Chagall, Max Bill, Le Corbusier, Salvador Dalí oder eben Alberto Giacometti, sie alle posierten einst vor Scheideggers Kamera. Es waren nicht zuletzt seine Künstlerporträts, die Scheidegger zu einem der wichtigsten Fotografen seiner Zeit machten.
Nach der Ausbildung in der Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Zürich bereiste Scheidegger als Fotograf der Bildagentur Magnum die Welt. Später arbeitete der 1923 in Rorschach SG geborene Künstler als Bildredaktor für die «Neue Zürcher Zeitung». Letztere übergab Scheideggers Archiv 2011 an die Stiftung. Der Nachlass umfasst rund 80’000 Negative und 50’000 Diapositive, dazu kommen Filme über Künstler sowie Reisereportagen.
Mehrfach ausgezeichnet
2011 verlieh das Bundesamt für Kultur (BAK) dem Künstler einen Grand Prix Design in der Sparte Fotografie, 2013 erhielt Scheidegger die Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich für sein Lebenswerk. Damals würdigte der Regierungsrat Scheidegger für «seine facettenreiche, lebenslange Tätigkeit als Künstler und Kunstvermittler».
Nebst seiner Arbeit als Fotograf und Verleger realisierte Scheidegger für das Schweizer Fernsehen und als selbstständiger Produzent rund zwei Dutzend Dokumentarfilme, darunter Werke über den verstorbenen Maler Hans Erni sowie Giacometti. Lange Jahre führte Scheidegger zudem in Zürich eine Galerie, wobei er auch selber malte. Sein Wissen gab er als Hochschuldozent an Nachwuchsfotografen weiter.
Enge Freundschaft zu Giacometti
Scheideggers Fotografien leben auch nach seinem Tod weiter: So wird ab Juni im Museum Ciäsa Granda in Stampa GR die von Beat Stutzer kuratierte Ausstellung «Alberto Giacometti. A casa» gezeigt. Scheideggers Fotografien des Bildhauers werden dort einen prominenten Platz einnehmen. Auch an einer Sonderausstellung zu Giacometti im Kunsthaus Zürich, die am 28. Oktober startet, sind Fotografien von Scheidegger zu sehen.
Mit dem Künstler verband den Fotografen neben der beruflichen Zusammenarbeit auch eine lange Freundschaft. Scheidegger war in Giacomettis Atelier in Paris ebenso oft zu Gast wie in dessen Heimat im Bergell, wo er manche seiner Ferien verbrachte. Das Centro Giacometti in Stampa GR schreibt auf seiner Homepage, Scheidegger habe das Leben und Werk seines Freundes «akribisch» dokumentiert.