Der Chef des Telekommunikationsunternehmens France Télécom-Orange, Stéphane Richard, ist am Montag in einer Affäre um Veruntreuung öffentlicher Mittel in Polizeigewahrsam genommen worden.
Dem 51-Jährigen droht nach seiner Vernehmung ein offizielles Anklageverfahren. Richard hatte 2008 als Büroleiter der damaligen französischen Wirtschaftsministerin und heutigen IWF-Chefin Christine Lagarde an einem umstrittenen Schlichtungsverfahren mitgewirkt.
Nach Einschätzung des Unternehmens Orange handelt es sich beim Polizeigewahrsam um eine übliche Massnahme in einem komplexen Fall. Richard bleibe an der Spitze des Unternehmens.
Hintergrund der Affäre ist eine aus der Staatskasse finanzierte Entschädigung von 403 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie. Lagarde hatte die Zahlung als Ministerin ermöglicht, um einen jahrelangen Streit beizulegen.
Tapie hatte sich von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais beim Verkauf seiner Anteile am deutschen Sportartikelhersteller Adidas geprellt gesehen und deswegen geklagt.
Die heutige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) war nach einer zweitägigen Vernehmung im Mai als «verdächtige Zeugin» eingestuft worden. Damit liegen Indizien für die Beteiligung Lagardes an einer Straftat vor, die aber nicht für ein Anklageverfahren ausreichen.