Der zweite Tag von François Hollandes Besuch in der Schweiz war der Berufsbildung, der Forschung und der Wirtschaft gewidmet.
Der französische Staatspräsident besuchte eine Metallbaufirma, die Zürcher Hochschule der Künste und die ETH Lausanne und bekräftigte dabei die Personenfreizügigkeit.
Vor allem von der dualen Berufsbildung zeigte sich Hollande beeindruckt. Die Schweizer Berufslehre verdiene es, in die französische Praxis übersetzt zu werden, sagte er in der Zürcher Hochschule der Künste.
Nach dem offiziellen Empfang und Galadinner am Mittwoch ging es am Donnerstag bei der Metallbaufirma Ernst Schweizer AG im Zürcher Säuliamt weiter. Beim Besuch unterhielt sich François Hollande auch mit einigen der 46 Lehrlingen dieser Firma und posierte mit ihnen für die Fotografen.
Die 600 Angestellte zählende Metallbaufirma arbeitet mit französischen Unternehmen zusammen und gehört zu den Pionieren bei der Nachhaltigkeit im Bauwesen. Gegen 11 Uhr dann traf François Hollande auf dem Toni-Areal im Westen der Stadt Zürich ein.
Dort wurde er von zahlreichen Studenten der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch empfangen. Nach einer Tanzvorführung traf sich die Französische Delegation rund eine Stunde mit Schweizer Wirtschaftsvertretern zu Gesprächen.
Gespräche zur Zuwanderungsinitiative
Kurz nach 13 Uhr stiegen Hollande und seine Entourage in Zürich in den Zug in Richtung Lausanne ein. Unterwegs wurde auch die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative ein Gesprächsthema, wie Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte.
Bei ihrem Besuch bei der EU-Kommission Ende Februar seien EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und sie übereingekommen, dass man unter Freunden sprechen müsse. Sommaruga sprach von «Konsultationen in aller Offenheit». Dies habe der Gast aus Frankreich noch einmal bekräftigt.
In Lausanne wurde Hollande vom Waadtländer Regierungspräsident Pierre-Yves Maillard (SP) empfangen, bevor sich die Gruppe auf einen Rundgang durch den Innovationspark der ETH Lausanne (EPFL) begab.
Dort präsentierten mehrere Start-Ups ihre Forschungsergebnisse sowie der Logitech-Patron Daniel Borel die Produkte seiner Firma der französischen Delegation. Zur Delegation gehörten auch Umweltministerin Ségolène Royal, Arbeitsminister François Rebsamen und Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem.
EPFL als Spiegel der Globalisierung
Bei den Reden vor mehreren hundert Studenten und Professoren stand die Bildung und die Globalisierung im Mittelpunkt. Die Universitäten kennen keine Grenzen, die Studenten und Professoren sind weltweit mobil, wie Bundespräsidentin Sommaruga festhielt.
Die ETH Lausanne sei ein schlagendes Beispiel dafür. Die EPFL sei eine kleine globale und globalisierte Stadt, sagte Sommaruga im Hörsaal des Learning Centers, in dem vor Ostern auch der Durchbruch in den Nuklear-Verhandlungen zwischen dem Iran und den USA bekanntgegeben wurde.
François Hollande zeigte sich von der EPFL beeindruckt. «Sie haben eine schöne Universität. Eine sehr grosse, mit 10’000 Studenten und bedeutenden Professoren», sagte der französische Staatspräsident.
Keine Furcht vor nichts mehr
Er dozierte bei seiner Schlussrede auch über die Schweiz. Es gebe ein Schweizer Wunder, ein Geheimnis, das nicht aus der Bankenwelt stamme und unzerstörbar sei: Die Fähigkeit, die Bildung in Unternehmen zu übertragen.
«Wenn man ihr Niveau erreicht hat, braucht man sich vor nichts mehr zu fürchten, nicht vor anderen, nicht vor sich selbst», sagte Hollande vor den Studenten. Die Personenfreizügigkeit erlaube es der Schweiz, sogar noch grösser zu sein als sonst schon.
Nach dem Rundgang begaben sich François Hollande und Simonetta Sommaruga an die Uferpromenade in Lausanne-Ouchy, wo der Staatsbesuch zu Ende ging. Zur nächsten Visite könnte es schon bald kommen. Mit Blick auf die Eröffnung des Gotthardtunnels, dem längsten Tunnel der Welt, im nächsten Jahr hatte Hollande bereits am Mittag in Zürich gesagt: «Ich muss wieder kommen. Das wird ein Vergnügen.»