Mit einer bewegenden Zeremonie hat Frankreich der drei bei den Anschlägen getöteten Polizisten gedacht. Islam-Fanatiker hatten in der vergangenen Woche in der französischen Hauptstadt insgesamt 17 Menschen getötet.
Allein beim Angriff auf das Satire-Magazin «Charlie Hebdo» waren zwölf Menschen ums Leben gekommen. «Clarissa, Franck , Ahmed sind dafür gestorben, dass wir frei leben können», sagte Präsident François Hollandeim Innenhof der Polizeipräfektur von Paris vor den in französische Nationalflaggen gehüllten Särgen. Ihnen gebühre grösste Dankbarkeit. Posthum wurden die drei Beamten mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.
An der Trauerfeier nahmen auch Hinterbliebene der Opfer teil. «Ganz Frankreich teilt Ihren Schmerz und Ihr Leid», sagte Hollande. Die Mutter der Polizistin Clarissa Jean-Philippe brach dabei in Tränen aus. «Wie kann man es rechtfertigen, feige eine junge Frau von 26 Jahren zu töten?», fragte der Präsident in seiner Rede.
Beim Anschlag auf «Charlie Hebdo» waren ein Polizist und ein als Leibwache abgestellter Beamter getötet worden. Die Polizistin war im Süden der Stadt bei einer Schiesserei ums Leben gekommen.
Für die insgesamt 17 Opfer der Anschläge und Geiselnahmen ist eine weitere zentrale Trauerfeier im Invalidendom von Paris vorgesehen.
Trauerfeier in Jerusalem
Zuvor waren in Jerusalem unter grosser Anteilnahme die vier jüdischen Opfer der islamistischen Anschläge von Paris beigesetzt worden. Unter den nach Polizeiangaben 2500 Gästen der Trauerfeierwaren vor allem aus Frankreich eingewanderte Juden.
Israels Staatschef Reuven Rivlin und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnten vor einer wachsenden Terrorgefahr besonders in Europa. Als Vertreterin der französischen Regierung erklärte Umweltministerin Ségolène Royal, Antisemitismus habe keinen Platz in Frankreich.
Der israelische Präsident mahnte eindringlich: «Wir können nicht zulassen, dass 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Juden wieder Angst haben, auf den Strassen Europas eine Kippa oder Gebetsfäden zu tragen.»
Juden aus Frankreich seien in Israel willkommen. «Aber ihr solltet nicht aus Not oder Hoffnungslosigkeit zuwandern müssen,» sagte Rivlin und fuhr fort: «Die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass der Terrorismus alle Menschen treffen kann. Aber wir können der Tatsache nicht entfliehen, dass er explizit auch auf das jüdische Volk zielt.»
«Extremismus bedroht Welt»
Netanjahu sagte, «die meisten Führer der Welt begreifen oder beginnen nun zumindest zu verstehen, dass der vom islamistischen Extremismus begangene Terror den Frieden der Welt klar und heute bedroht.»
Ministerin Royal verlieh den Opfern posthum die höchste Auszeichnung Frankreichs, die Medaille der Ehrenlegion. «Frankreich ohne Juden wäre nicht mehr Frankreich», sagte sie mit Blick auf den Aufruf Netanjahus, die französischen Juden sollten nach Israel emigrieren.
Die vier jüdischen Männer waren am Freitag in einem Pariser Supermarkt für koschere Produkte von einem Geiselnehmer getötet worden, der sich als Angehöriger der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bezeichnete. Der Anschlag auf das koschere Lebensmittelgeschäft ereignete sich zwei Tage nach dem Attentat auf die Redaktion von «Charlie Hebdo».
Mit Mohammed auf dem Titelblatt
Die erste Ausgabe der französischen Satire-Wochenzeitung «Charlie Hebdo» wird am Mittwoch mit mit einem Mohammed-Titel erscheinen. Die Zeitung erscheint am Mittwoch mit einer Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren.
Auf der Seite eins, die der Nachrichtenagentur AFP am Montag vorlag, ist der islamische Prophet mit einem Plakat mit der Aufschrift «Je suis Charlie» (Ich bin Charlie) zu sehen. Unter der Zeichnung des weiss gekleideten Propheten, der weint, ist die Zeile «Alles ist vergeben» zu lesen.