Der Franken hat jüngst sowohl zum Euro wie auch zum Dollar merklich an Wert verloren. Hinter den Bewegungen am Devisenmarkt steckt die Spekulation auf eine baldige Zinserhöhung in den USA.
Am Freitag fiel der Franken zum Euro auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Monaten. Vorübergehend wurden für die Gemeinschaftswährung 1,1128 Franken bezahlt, so viel wie seit Anfang Februar nicht mehr.
Experten führen die Kursbewegung in erster Linie auf den stärkeren Dollar zurück, der sich gegenüber dem Franken wieder der Parität nähert. Allein in der vergangenen Woche verteuerte sich der Dollar zum Franken um rund 1,5 Prozent. Die US-Devise profitierte von den neuen Spekulationen auf eine baldige Zinserhöhung in der weltgrössten Volkswirtschaft. Das macht den Dollar für Anleger attraktiver.
Die internen Diskussionen der Währungshüter lassen kaum einen Zweifel aufkommen, dass sie bald zum Straffen der geldpolitischen Zügel entschlossen sind. Nur noch ein unerwarteter Konjunktureinbruch oder Störfeuer von aussen dürften sie noch davon abhalten. Denn wirtschaftlich spricht derzeit in den USA vieles dafür, dass sie auf der Sitzung im Juni einen Schritt nach oben machen können. Die Notenbank, die Vollbeschäftigung und stabile Preise anstrebt, hat das Ziel dicht vor Augen.
Wirtschaft nimmt Fahrt auf
Gute Produktionszahlen der US-Unternehmen nährten zuletzt die Hoffnung, dass die weltgrösste Volkswirtschaft im Frühjahr wieder an Schwung gewinnt. Und auch die für die amerikanische Konjunktur enorm wichtigen Konsumenten sind in guter Kauflaune, wie die jüngste Umfrage der Uni Michigan zur Konsumstimmung belegt. Sie ist so gut wie seit fast einem Jahr nicht mehr.
Anfang 2016 war beim Bruttoinlandprodukt nur ein mageres Plus von aufs Jahr hochgerechnet 0,5 Prozent herausgesprungen. Doch die ersten Schätzzahlen sind erfahrungsgemäss wacklig: Für die am 27. Mai anstehende zweite Schätzung erwartet Ökonom Christoph Baltz von der Commerzbank eine deutliche Korrektur auf 1,0 Prozent, womit das Konjunkturbild im Rückspiegel nicht mehr so düster erscheinen würde. Für das zweite Quartal erwartet der Ökonom gar ein Plus von rund 2,5 Prozent: «Das wird sicherlich eine überdurchschnittliche Wachstumszahl.»
Neuer Arbeitsmarktbericht im Fokus
Die Arbeitslosenquote liegt stabil bei 5,0 Prozent. Damit ist die von der Fed angestrebte Vollbeschäftigung praktisch erreicht. Zuletzt blieb jedoch der Aufbau neuer Stellen weit hinter den Erwartungen zurück: Im April entstanden per saldo nur 160’000 neue Jobs.
Ökonom Baltz ist jedoch zuversichtlich, dass die eher enttäuschenden Zahlen ein Ausreisser sind und der Arbeitsmarkt weiter rund läuft: «Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass der Jobmarkt vom bisherigen Aufwärtstrend abweichen würde.» Für das weitere Vorgehen der Fed dürfte der 3. Juni ein entscheidendes Datum werden: Dann legt die Regierung den Arbeitsmarktbericht für Mai vor. Fallen die Zahlen stark aus, könnte die Fed die Mission Zinserhöhung am 15. Juni wohl beruhigt angehen.
Inflation zieht an
Die US-Konsumentenpreise zogen zuletzt moderat an. «Die im Trend in den vergangenen Monaten erholten Ölpreise schlagen sich langsam in den Daten nieder», meint Ökonomin Viola Julien von der Helaba. Im Vergleich zu dem 13-Jahrestief von Mitte Februar hat sich der Preis für US-Öl WTI auf 47 Dollar je Barrel fast verdoppelt.
Die Fed strebt bei der Inflation eine Zielmarke von zwei Prozent an. Sie blickt dabei vor allem auf Preisveränderungen bei Konsumgütern (PCE), wobei aber Energie- und Nahrungsmittelkosten aussen vor bleiben. Dieser Wert lag im März mit 1,6 Prozent noch unter der Zielmarke.
Auch wenn sich darin die gestiegenen Ölpreise nicht widerspiegeln, sind doch indirekte Effekte erfasst – wie etwa die Kosten für Flugtickets, bei denen sich das teurere Kerosin bemerkbar macht. «Sollte es allgemein zu einem stärkeren Preisauftrieb kommen, wäre dies das gewünschte Signal für die Fed», sagt Baltz.