Der Franken hat sich nach neuerlichen Verbalinterventionen der Nationalbank-Spitze und wegen sinkender Konsumentenpreise am Montag deutlich abgeschwächt. Der Euro notierte im Vergleich zum Freitag fast 2 Rappen höher und auch der Dollar zog an.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken bald erhöhe, sei gestiegen, erklärten Ökonomen. Sie verwiesen dabei nicht nur auf die lauter werdenden Forderungen aus der Wirtschaft, etwa vom Dachverband Economiesuisse, dem Arbeitgeberverband und von Gewerkschaften, angesichts einer Entlassungswelle bei Schweizer Unternehmen.
Entgegen der Erwartungen der Experten sind zudem die Konsumentenpreise im Oktober leicht gesunken. Die Importgüter verbilligten sich innert Jahresfrist gar um 1,9 Prozent, wozu die Werteinbussen vieler Währungen gegenüber dem Franken beitrugen. Dies schürte die Erwartung nach weiteren Eingriffen der Währungshüter gegen die Frankenstärke.
In der „NZZ am Sonntag“ hatte SNB-Präsident Philipp Hildebrand bekräftigt, um eine mögliche Deflation und eine Rezession zu bekämpfen, sei die Nationalbank bereit, erneut am Devisenmarkt zu intervenieren. Die Schweizer Wirtschaft wachse kaum noch.
Zwei Monate nach Festlegung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Fr. sei der Wechselkurs weiterhin hoch und die SNB erwarte, dass sich der Franken weiter abschwäche. Auf die Frage nach einer Anhebung des Euro-Mindestkurses auf 1,30 Franken sagte Hildebrand: „Wir beobachten die Daten und werden bei Bedarf weitere Massnahmen ergreifen.“
Weiterhin überbewertet
Nach Ansicht des Währungsexperten Marcus Hettinger der Grossbank Credit Suisse würde eine Anhebung des Euro-Mindestkurses für die SNB zwar schwieriger, weil der Überraschungseffekt geringer wäre als am 6. September bei der Einführung der Untergrenze von 1,20 Franken.
Der Franken sei aber immer noch stark überbewertet. Hettinger sieht den fairen Wechselkurs bei 1,36 Franken.