Eine Jury aus fünf Finanzexperten hat aus über 250 Einsendungen das Finanzwort des Jahres 2015 gekürt. Die Wahl fiel auf den Begriff «Frankenschock».
«Frankenschock» steht gemäss der Mitteilung am Montag als Sinnbild für die dramatische Kehrtwende der Schweizerischen Nationalbank SNB, als sie Mitte Januar die Verteidigung des Euromindestkurses aufgab.
Innert Minuten hätte sich der Franken – schockartig – um über 15 Prozent aufgewertet. Auch die unmittelbar daran anschliessenden Befürchtungen, wonach die Schweizer Wirtschaft in eine tiefe Krise fallen würde, hätten den Begriff geprägt, heisst es weiter.
«Der Frankenschock hat uns vor Augen geführt, dass die Macht der Notenbanken viel weniger gross ist, als diese uns vorgeben», begründet Jurymitglied Oswald Grübel die Wahl. Der ehemalige Chef von UBS und Credit Suisse hatte den Euromindestkurs bereits zu einem frühen Zeitpunkt als nicht nachhaltig kritisiert: «Jeder, der Gott zu spielen versucht, wird irgendwann scheitern.»
Der Schriftsteller und Ökonom Michael Theurillat, der ebenfalls in der Jury sass, erinnert daran, dass die Frankenaufwertung vor allem in den Medien zu einem Schockereignis hochstilisiert wurde. Am meisten Gehör erhielten jene Politiker und Meinungsführer, die einen massiven Einbruch der Wirtschaft voraussagten. «Doch dass der starke Franken eben auch die Kaufkraft der Konsumenten erhöht, blieb in der medialen Aufregung meist unerwähnt», wird Theurillat zitiert.
Die Wahl zum Schweizer Finanzwort des Jahres fand 2015 zum zweiten Mal statt. Sie steht unter der Federführung der Migros Bank und des Finanzportals finews.ch. Der 2014 gekürte Begriff lautete «Nullzinspolitik».