Borussia Dortmund will im Cupfinal gegen Eintracht Frankfurt eine turbulente Saison mit einem Pokal versüssen. Thomas Tuchel könnte ein letztes Mal auf der Dortmunder Trainerbank sitzen.
Torgarant Pierre-Emerick Aubameyang auf dem Absprung, Trainer Thomas Tuchel vor der Entlassung, der Bombenanschlag auf den Teambus im April in den Hinterköpfen: Nicht alles drehte sich bei Borussia Dortmund zuletzt um das Geschehen auf dem Platz. Doch die Mannschaft umdribbelte derlei Nebengeräusche weitestgehend gekonnt mit Siegen zur richtigen Zeit. Am Samstag könnte sie im Cupfinal in Berlin mit einem Erfolg gegen Eintracht Frankfurt aus einer guten Saison eine sehr gute machen.
Dazu müssen die im Vergleich zur Vorsaison noch einmal verjüngten Dortmunder aber ihren Final-Fluch überwinden. Dreimal in Folge gingen sie zuletzt im Cup als Verlierer vom Platz. Auch 2013 im Champions-League-Final zogen sie (gegen Bayern München) den Kürzeren. Marco Reus, unbestritten einer der besten deutschen Fussballer, ist in seiner gesamten Karriere noch ohne Titelgewinn. Viermal scheiterte er mit dem BVB in einem Final, dreimal belegte er mit den Dortmundern in der Meisterschaft den 2. Platz. Die WM 2014 in Brasilien, die mit dem Triumph Deutschlands endete, verpasste er verletzt. Gleichwohl hat der 27-jährige Offensivmann den Glauben nicht verloren: «Ich freue mich tierisch und bin unglaublich optimistisch.»
Thomas Tuchel und Pierre-Emerick Aubameyang könnten im Final vom Samstag ihren womöglich letzten Coup mit dem BVB landen. Bundesliga-Torschützenkönig Aubameyang liebäugelt mit einem Millionentransfer (zu Paris Saint-Germain?), Trainer Tuchel könnte von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zum Abgang gedrängt werden. «Die Saison ist noch nicht zu Ende und kann gekrönt werden», sagte Tuchel im Bemühen, den Fokus auf das letzte Spiel der Saison zu richten.
Zwei Alphatiere im Clinch
Das Tuch zwischen dem im Umgang schwierigen, aber fachlich hoch angesehenen Trainer und dessen Vorgesetzten Watzke scheint zerschnitten. Die unterkühlte Umarmung nach dem gesicherten 3. Platz am letzten Bundesliga-Spieltag bekräftigte den Eindruck, den die beiden Alphatiere in einer medial vorgetragenen Fehde selbst hatten entstehen lassen.
Ungeachtet der schlechten Finalbilanz stehen die Vorzeichen gut, dass es diesmal für Dortmund klappt mit dem ersten Titel seit 2012. Gegen Frankfurt treten die Dortmunder nach einer turbulenten, aber keineswegs verpfuschten Saison als klarer Favorit an. In der Meisterschaft sicherten sie sich im Finish den angepeilten direkten Champions-League-Platz für die kommende Saison, im Cup eliminierten sie im Halbfinal Bayern München (3:2). Dies in einer Saison, in der es die Abgänge der Leistungsträger Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrich Mchitarjan zu kompensieren galt.
Die Frankfurter, Vierte zur Winterpause und Elfte am Schluss, beanspruchten für ihren ersten Finaleinzug seit elf Jahren mehr Glück. Drei der fünf Siege realisierte die Equipe mit den Schweizer Statisten Haris Seferovic und Shani Tarashaj im Penaltyschiessen, darunter jenen im Halbfinal gegen Borussia Mönchengladbach. Nur fünf Treffer erzielte sie in der regulären Spielzeit, so wenige wie noch kein Finalist zuvor. Jetzt, wo sich die Gelegenheit bietet, wollen die Schützlinge von Trainer Niko Kovac um jeden Preis zupacken: «Das ist das grösste Spiel meiner Karriere», sagte Captain Alex Meier, «ganz Frankfurt wartet auf den Titel.»
DFB-Pokal. Final in Berlin: Eintracht Frankfurt – Borussia Dortmund (Samstag, 20.00 Uhr).