Frankreich beginnt Kampfeinsatz in Ex-Kolonie Zentralafrika

Elf Monate nach der Militäroffensive in Mali eilt Paris einer anderen Ex-Kolonie zur Hilfe: Französische Truppen sollen die Gewalt in Zentralafrika beenden. Dort kämpfen muslimische und christliche Rebellen gegeneinander. Auch Kindersoldaten sind im Einsatz.

Christliche Rebellen in Zentralafrika (Symbolbild) (Bild: sda)

Elf Monate nach der Militäroffensive in Mali eilt Paris einer anderen Ex-Kolonie zur Hilfe: Französische Truppen sollen die Gewalt in Zentralafrika beenden. Dort kämpfen muslimische und christliche Rebellen gegeneinander. Auch Kindersoldaten sind im Einsatz.

Frankreich hat einen Kampfeinsatz in der von einem Völkermord bedrohten Zentralafrikanischen Republik gestartet. Von Paris entsandte Truppen patrouillierten bereits wenige Stunden nach dem grünen Licht des UNO-Sicherheitsrates in der Hauptstadt Bangui, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian am Freitag dem Sender RFI.

Bei einem französisch-afrikanischen Gipfel in Paris zum Thema Frieden und Sicherheit sollte die Lage in dem Krisenland am Freitag ebenfalls im Mittelpunkt stehen. Zu dem zweitägigen Treffen hatte Präsident François Hollande geladen.

Augenzeugen bestätigten die Patrouillen in Bangui. Die französischen Militärs seien vor allem in den Stadtteilen Gabongo und Fouh aktiv, hiess es.

Schwere Kämpfe

Erst am Donnerstag war es zu den schwersten Kämpfen seit der Machtergreifung der Rebellenallianz Seleka im vergangenen März gekommen.

Mehrere Dutzend Menschen wurden getötet und zahlreiche weitere verletzt, als Anhänger des bei dem Putsch gestürzten Präsidenten François Bozizé offenbar Angriffe auf Bangui von mehreren Seiten starteten. Nach stundenlangen Gefechten konnten die Seleka-Rebellen wieder die Oberhand gewinnen.

Seit dem Staatsstreich kommt es immer wieder zu schwerer Gewalt zwischen den Bozizé nahestehenden christlichen Bürgermilizen «Anti-Balaka» (Gegen die Macheten) und den muslimischen Seleka-Kämpfern, die nun unter ihrem Anführer und Übergangspräsidenten Michel Djotodia das Land regieren. Beobachter sprachen bereits von einem drohenden religionsbedingten Völkermord.

Truppen aufgestockt

Hollande hatte am Donnerstagabend nach der Verabschiedung der UNO-Resolution 2127 angekündigt, sofort Kampftruppen nach Zentralafrika zu schicken. Frankreich sei aufgerufen, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.

Die ehemalige Kolonialmacht hat bereits rund 650 Soldaten in dem afrikanischen Land. Rund 1000 weitere Soldaten stehen für den Einsatz bereit. Die Soldaten sollen afrikanische Truppen bei der Stabilisierung des Landes unterstützen. Die Intervention soll vermutlich vier bis sechs Monate dauern.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte am Donnerstag einem robusten Militäreinsatz französischer und afrikanischer Truppen in der Zentralafrikanischen Republik zugestimmt. Insgesamt sollen 1200 französische Soldaten und 3600 Soldaten der Afrikanischen Union (AU) der seit Monaten anhaltenden Gewalt in dem Land ein Ende setzen.

Die Europäische Union will derweil 50 Millionen Euro zu dem von der Afrikanischen Union (AU) geführten Militäreinsatz beisteuern. Die Staatengemeinschaft entsendet eine «Unterstützungsmission» (AFISM-CAR) in die Republik im Herzen Afrikas.

Die britischen Luftstreitkräfte schickten am Freitag ein Transportflugzeug nach Zentralafrika. «Wir werden helfen, französisches Material nach Zentralafrika zu bringen», sagte Aussenminister William Hague.

Deutschland ist bereit, die Operation mit Transportflügen zu unterstützen. Sie sollen französische Soldaten in ein Nachbarland der Zentralafrikanischen Republik bringen. Auch eine Unterstützung bei der Luftbetankung von Flugzeugen sei möglich, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte.

2,3 Millionen Kinder betroffen

Das UNO-Kinderhilfswerk Unicef warnte am Freitag, dass bereits 2,3 Millionen Kinder in der Region von dem Konflikt betroffen seien. 80 Prozent aller Grundschulen seien geschlossen und viele Kinder hätten bereits seit Ende 2012 keinen Unterricht mehr besucht.

Mindestens 3500 Kinder würden von bewaffneten Gruppen als Soldaten eingesetzt, «aber es könnten sogar bis zu 6000 sein», hiess es in einer Mitteilung. Zudem würden der Organisation immer wieder Fälle von Vergewaltigungen an kleinen Mädchen gemeldet.

«Es darf jetzt nicht mehr gezögert werden», sagte Unicef-Direktor Anthony Lake. «Es gibt keine Entschuldigung mehr, wenn wir jetzt dabei versagen, die Kinder und Familien in Zentralafrika zu schützen.»

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