Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleichtert Frankreich den Zugang zu seinen Archiven über eines der dunkelsten Kapitel seiner Geschichte: die Kollaboration des Vichy-Regimes mit den Nazis.
Wie die Regierung in Paris am Sonntag mitteilte, können ab Montag bestimmte Dokumente «frei konsultiert» werden. Hochrangige Sicherheits- und Verteidigungsbeamte sollen mit Blick auf die nationale Sicherheit entscheiden, welche Dokumente unter Verschluss bleiben sollen.
Die Archive, in denen Bürger, Verwaltungsangestellte oder Wissenschaftler nun recherchieren können, enthalten vor allem Dokumente des Aussenministeriums, der Ministerien für Inneres und Justiz sowie der Übergangsregierung, die nach der Befreiung Frankreichs von den Nationalsozialisten eingesetzt wurde.
Nach Regierungsangaben sind darunter auch Dokumente über die Verfolgung von Kriegsverbrechern in Frankreich, Deutschland und Österreich.
Das sogenannte Vichy-Regime unter Marschall Philippe Pétain hatte nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich 1940 mit den deutschen Besatzern zusammengearbeitet. Die Kollaborateure waren mitverantwortlich für die Deportation von 76’000 Juden aus Frankreich.
Benannt wurde das Regime nach der zentralfranzösischen Stadt, in die es sich zurückzog. Das Vichy-Regime dauerte vom 10. Juli 1940 bis zum 20. August 1944.