Die Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg hat für den Zementriesen LafargeHolcim ein juristisches Nachspiel. Frankreich hat im Zusammenhang mit den Geschäften des Weltmarktführers in Syrien eine Rechtsuntersuchung eröffnet.
Ein mit Anti-Terror-Themen betrauter Richter und zwei auf Finanzfragen spezialisierte Richter arbeiten an dem Fall, bestätigte am Dienstag die Staatsanwaltschaft Paris. Im Mittelpunkt stehe der Vorwurf der «Finanzierung von terroristischen Vorhaben» und die Gefährdung von Leben.
Untersucht würden auch die Verbindungen des schweizerisch-französischen Konzern mit mehreren Gruppen in Syrien, einschliesslich dem Islamischen Staat, um trotz des Krieges die Aktivitäten im Land aufrecht zu erhalten.
Im April hatte Konzernchef Eric Olsen seinen Rücktritt angekündigt. Zuvor hatte eine interne Untersuchung ergeben, dass die Massnahmen zur Weiterführung des Betriebs in einem nordsyrischen Werk 2013 und 2014 nicht akzeptabel gewesen seien. Menschenrechtsorganisationen hatten dem Unternehmen vorgeworfen, die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) bezahlt zu haben, um weiterarbeiten zu können.
Teil von Lafarge
Das Werk in Syrien hatte der französischen Lafarge gehört, die sich 2015 mit der Schweizer Holcim zusammenschloss. Olsen war in der betreffenden Zeit für die operativen Abläufe bei Lafarge verantwortlich.
Olsen ist nicht der erste, der über die Syrien-Affäre stolpert. Zuvor hatte bereits der frühere Lafarge-Lenker Bruno Lafont seinen Rückzug aus dem LafargeHolcim-Verwaltungsrat angekündigt, ohne allerdings einen klaren Grund zu nennen.
Nicht kontaktiert
LafargeHolcim sei in dieser Sache nicht von der Staatsanwaltschaft Paris kontaktiert worden, hielt ein Firmensprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP fest. Derlei Untersuchungen unterlägen der Geheimhaltungspflicht und weder Lafarge SA noch seine verbundenen Unternehmen seien Parteien in dieser Untersuchung. Sollte das Unternehmen aber diesbezüglich kontaktiert werden, werde der Konzern mit der Staatsanwaltschaft kooperieren.