Der umstrittene Leiter des islamischen Zentrums Genf, Hani Ramadan, ist am Samstag aus Frankreich in die Schweiz ausgewiesen worden. Das teilte das französische Innenministerium mit. Gegen Ramadan war am Freitag ein Aufenthaltsverbot verhängt worden.
Der Leiter des islamischen Zentrums Genf sei aus der Vergangenheit «bekannt für ein Verhalten und Äusserungen, die eine schwere Bedrohung für die öffentliche Ordnung auf französischem Boden» darstellten, heisst es in der Mitteilung des Innenministers. Ramadan wurde demnach in Colmar aufgegriffen, wo er an einer Konferenz teilnehmen sollte.
In den vergangenen Monaten wurden mehrere seiner Auftritte in Frankreich abgesagt. Der in Genf geborene Ramadan war eine Zeit lang Französischlehrer an einer Orientierungsschule in Meyrin GE gewesen, wurde im Oktober 2002 aber suspendiert und Anfang 2003 entlassen. Er hatte in einem Artikel in der französischen Zeitung «Le Monde» die Steinigung als Rechtsmittel zur Bestrafung des Ehebruchs verteidigt. Ausserdem hatte er verlauten lassen, dass Aids eine Strafe Gottes sei.
Im vergangenen Juni sorgte ein Vortrag Ramadans im Rahmen eines Kurses über Islamophobie an einer Genfer Schule für Schlagzeilen. Die Lehrerin, die ihn dazu eingeladen hatte, wurde von der Schulbehörde gerügt. Ramadans öffentliche Positionen seien nicht vereinbar mit den Werten und dem Auftrag der öffentlichen Schule, hiess es.
Hani Ramadan ist der Bruder des Islamwissenschaftlers Tariq Ramadan und Enkel von Hassan al-Banna, dem Gründer der ägyptischen Muslimbruderschaft.
Hani Ramadan kündigte am Sonntagabend an, er werde sich gegen seine Ausweisung aus Frankreich wehren. Die Anordnung des französischen Innenministeriums beruhe auf Irrtümern und einer eingeschränkten Betrachtungsweise seiner wahren Ansichten, hielt er in einem Communiqué fest.