Die Finanzaffäre um Frankreichs konservativen Oppositionschef Jean-François Copé weitet sich aus und hat nun auch den ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy erfasst.
Der Anwalt einer PR-Firma, die von Copé begünstigt worden sein soll, sagte am Montag in Paris, es seien mit «falschen Rechnungen» Wahlkampfausgaben Sarkozys für eine Wiederwahl 2012 kaschiert worden. Es gehe um «mehr als zehn Millionen Euro».
Ebenfalls am Montag wurden Büros von Copés und Sarkozys Partei UMP und der verdächtigten PR-Firma Bygmalion durchsucht, wie aus Justizkreisen verlautete.
Das Magazin «Le Point» hatte Ende Februar berichtet, Copé habe in Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf 2012 die PR-Firma von zwei Vertrauten begünstigt. Copé habe mit Parteigeldern überhöhte Rechnungen an die Event-Tochter des PR-Unternehmens Bygmalion bezahlt, wodurch die Firma mindestens acht Millionen Euro eingestrichen habe. Seit März ermittelt die französische Justiz.
Copé, der durch die Beschuldigungen stark unter Druck geriet, wies die Vorwürfe zunächst zurück. Inzwischen versichert er, nicht in «die tägliche Verwaltung» der UMP eingebunden gewesen zu sein.
Am Dienstag wird der umstrittene Parteichef – durch das schwache Abschneiden der Konservativen bei den Europawahlen vom Sonntag noch stärker unter Druck geraten – bei einer UMP-Vorstandssitzung zu den Vorwürfen Stellung nehmen müssen.
Bygmalion-Anwalt Patrick Maisonneuve sagte nun, es handle sich in Wirklichkeit nicht um eine «Affäre Bygmalion», sondern um eine «Affäre der Wahlkampfkonten» Sarkozys.
Bygmalion habe «auf Verlangen der UMP» unrechtmässig Rechnungen an die Partei ausgestellt, deren Adressat in Wirklichkeit Sarkozys Wahlkampfkasse hätte sein müssen. Denn die Rechnungen seien nicht wie angegeben wegen UMP-Parteitreffen aufgelaufen, sondern wegen Wahlkampfveranstaltungen Sarkozys. Er wisse nicht, ob Sarkozy oder Copé über die Vorgänge informiert gewesen seien, fügte der Anwalt hinzu.
Sarkozys Wahlkampffinanzen hatten der UMP schon zuvor gehörigen Ärger eingebracht: Weil er sein Budget überzog, wurden dem früheren Staatschef vergangenes Jahr nachträglich staatliche Wahlkampfhilfen in Höhe von fast elf Millionen Euro gestrichen. Die UMP geriet dadurch an den Rand des finanziellen Zusammenbruchs, mit einer Spendenaktion konnte das fehlende Geld aber aufgebracht werden.