Der französische Präsident François Hollande reist am Samstag nach Mali, wo sein Land einen Militäreinsatz gegen radikale Islamisten führt. Hollande wird nach offiziellen Angaben von Aussenminister Laurent Fabius, Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Entwicklungsminister Pascal Canfin begleitet.
Nach Angaben aus Regierungskreisen vom Freitag wird Hollande in der Hauptstadt Bamako Übergangspräsident Dioncounda Traoré zu einem Gespräch treffen und mit französischen Soldaten zusammenkommen. Vorgesehen ist auch ein Aufenthalt in der Wüstenstadt Timbuktu.
Nach Angaben der malischen Übergangsregierung wird Hollande dort die Moschee Djingareyber sowie das von Rebellen in Brand gesetzte Kulturzentrum Ahmed Baba besuchen. Aus der antiken Stadt haben französische und malische Soldaten erst vor wenigen Tagen die Dschihadisten vertrieben.
Vorwürfe von Amnesty
Die Ankündigung des Besuches von Hollande wurde von Berichten über mögliche Menschenrechtsverletzungen der Kriegsparteien überschattet. Laut einem Amnesty-Bericht wurden am ersten Tag des französischen Militäreinsatzes in Mali, dem 11. Januar, fünf Zivilisten bei einem Luftangriff in der Stadt Konna getötet.
Frankreich und Mali müssten untersuchen, „wer diesen Angriff ausgeführt hat“, sagte ein Amnesty-Sprecher in Paris. Der Organisation zufolge versichert die französische Armee, dass sie zu dem angegebenen Zeitpunkt keinen Luftangriff in Konna geflogen habe.
Amnesty verlangte zudem die Untersuchung von rund 20 aussergerichtlichen Hinrichtungen durch malische Soldaten. Es gebe Zeugenaussagen, wonach die malische Armee bereits am 10. Januar mehr als 20 Zivilisten aussergerichtlich hingerichtet habe. Ein Sprecher des malischen Militärs wies die Vorwürfe zurück.
IKRK fordert Zugang zu Gefangenen
Amnesty erhob auch den Vorwurf, dass dschihadistische Gruppen Kinder als Kämpfer rekrutiert hätten. Zudem sollen gefangene malische Soldaten von Islamisten ermordet worden sein. Die Menschenrechtsorganisation betonte, es sei allgemein schwierig, Berichten über Menschenrechtsverletzungen im Land nachzugehen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) forderte Zugang zu sämtlichen Kriegsgefangenen in Mali. Dies sei wichtig, um eine „ordentliche Behandlung dieser Gefangenen“ sicherzustellen, sagte IKRK-Chef Peter Maurer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Er warnte zugleich vor Racheakten im Konflikt.
Die französischen Truppen gehen auf Bitten der malischen Regierung gegen die islamistischen Rebellen vor, die von Norden her gen Süden vorgerückt waren. Auch malische Soldaten und Truppen aus anderen afrikanischen Ländern sind im Einsatz. Mittlerweile stehen die wichtigen Städte im Nordteil von Mali wieder unter der Kontrolle der Regierung in Bamako.
Pläne für Stabilisierungstruppe
Die gut bewaffneten Islamisten dürften sich in die schwer zugänglichen Regionen im Norden Malis oder in angrenzende Staaten wie Algerien oder den Niger zurückgezogen haben. Mit einer Guerilla-Taktik könnten sie aber die Stabilität der gesamten Sahel-Zone gefährden.
Frankreich unterstützt deshalb Überlegungen, eine UNO-Friedenstruppe nach Mali zu entsenden. Frankreichs Verteidigungsminister hatte in einem Interview gesagt, Frankreich würde dabei seinen Part übernehmen. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte aber in Vilnius, dass sich das Bündnis nicht am Militäreinsatz beteiligen werde.