Die entscheidende Runde der Präsidentenwahl in Frankreich hat am Samstag mit der Öffnung von Wahllokalen in Übersee begonnen. Als Favorit der Stichwahl gilt der Sozialist François Hollande. Er liegt seit Monaten in allen Umfragen vor dem um eine zweite Amtszeit kämpfenden Präsidenten Nicolas Sarkozy.
Ab Mittag (1200 MESZ) konnten am Samstag 5000 Wahlberechtigte auf den Inseln Saint-Pierre und Miquelon vor der kanadischen Atlantikküste ihre Stimmzettel abgeben.
Im Laufe des Tages stand in weiteren Überseegebieten wie in Guyana in Südamerika und auf den Karibikinseln Guadeloupe und Martinique der Urnengang an. Auf dem französischen Festland wird an diesem Sonntag gewählt.
Der konservative Premierminister François Fillon geht nach Angaben der Zeitung „Le Figaro“ von einem „50:50-Ergebnis“ aus: „Das wird sich an einigen hunderttausend Stimmen entscheiden“, meinte er.
Hollande hatte Journalisten nach Angaben des „Le Parisien“ am Vortag erklärt, dass er 52 Prozent der Stimmen als grossen Erfolg ansehen würde. „Schon 50,5 bedeuten den Sieg“, meinte der Sozialist, der in Umfragen bisher mit 54 bis 57 Prozent gehandelt wurde.
Sarkozy hatte zuletzt seinen Rückstand verringern können. Eine grosse Unbekannte bleiben die Anhänger der Kandidaten, die bei der ersten Wahlrunde am 22. April ausgeschieden sind. Diesen Wechselwählern kommt hohe Bedeutung zu.
Hollande wäre im Falle eines Wahlsieges der erste sozialistische Präsident Frankreichs seit François Mitterrand, der von 1981 bis 1995 Staatschef war.
Grund für den vorzeitigen Wahlbeginn in manchen Überseegebieten ist die grosse Zeitdifferenz zu Frankreich. Ohne eine frühere Abstimmung dort würde mancherorts noch gewählt, während in Paris längst Ergebnisse vorliegen. Daher dürfen knapp 900’000 der rund 46 Millionen wahlberechtigten Franzosen bereits am Samstag abstimmen.