Wie geht es weiter mit dem Deutschen Fussball-Bund? Die neuen Führungskräfte versprechen eine konsequente Aufarbeitung aller Vorwürfe – auch der neuen. Franz Beckenbauer rückt in den Fokus.
Am Tag nach dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Niersbach verspricht der Deutsche Fussball-Bund (DFB) weiter eine konsequente Aufklärung der immer brisanteren Sommermärchen-Affäre. Angesichts neuer – auf Korruptionsversuche zumindest hindeutender – Erkenntnisse rückt immer mehr Franz Beckenbauer als WM-Organisationschef 2006 ins Blickfeld.
«Wir haben die Bitte, dass er sich intensiver einbringt in die Aufklärung der Vorgänge», sagte Interims-Präsident Rainer Koch, der gemeinsam mit Ligapräsident Reinhard Rauball vorläufig die DFB-Geschäfte in dessen grösster Krise führen wird.
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«Wir wollen uns nicht mehr auf die Frage des Verbleibs der 6,7 Millionen Euro beschränken, wir wollen uns intensiv mit der Frage beschäftigen, was ist bei der Vergabe der WM 2006 passierte», hatte Koch unmittelbar nach dem Rücktritts Niersbachs gesagt und damit Spekulationen über gravierende Verfehlungen der WM-Macher geschürt.
Was war Beckenbauers Rolle?
In diesen Zusammenhang passt ein Bericht der «Süddeutsche Zeitung», laut dem bei den internen Ermittlungen im DFB ein Vertragsentwurf aus dem Jahr 2000 gefunden worden sei, der einem Mitglied der Fifa-Exekutive Vorteile versprochen haben könnte.
Wie die SZ unter Berufung auf einen Insider weiter berichtete, steht der Ex-Spitzenfunktionär Jack Warner in Verdacht möglicher Nutzniesser gewesen zu sein. Warner war ehemals Präsident des nord- und zentralamerikanischen und karibischen Fussballverbandes (Concacaf) sowie bis 2011 auch Vizepräsident des Weltverbandes Fifa. Warner war im September lebenslang wegen Korruption gesperrt worden.
Beckenbauer hatte gegenüber den DFB-Ermittlern ausgesagt. In einem Vier-Augen-Gespräch mit Niersbach soll es aber zu Dissonanzen zwischen den jahrzehntelangen Männerfreunden zum Umgang mit der Affäre gekommen sein.
Die Machtfrage beim DFB
Angesichts der brisanten Lage rückte die Frage nach einem dauerhaften Nachfolger für Niersbach etwas in den Hintergrund. Koch und Rauball sind als Interimspräsidenten natürliche Kandidaten. Doch die Machtfrage im DFB könnte in den kommenden Wochen intensiv diskutiert werden. Auch dem Finanzchef Reinhard Grindel werden Ambitionen nachgesagt. Oliver Bierhoff, als Teammanager des Nationalteams, fehlen wohl der unbedingte Wille und auch die Unterstützung der weiterhin mächtigen Amateurbasis.
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Etwas überraschend wollen die neuen starken Männer im DFB ihre Aufgabenverteilung nicht unmittelbar in der Verbandszentrale besprechen, sondern hierfür die Nationalmannschaftsreise nach Paris von Donnerstag an nutzen. Rauball übernimmt für Niersbach die Delegationsleitung beim Auftritt des Weltmeisters beim EM-Gastgeber. Koch und Grindel sind in der französischen Hauptstadt ebenfalls vor Ort. Die Aufräumarbeiten in der DFB-Zentrale finden also zumindest in der zweiten Wochenhälfte ohne die neue Führungscrew statt.
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