Nach seinen beiden Vorgänger hat auch Papst Franziskus die Grosse Synagoge in Rom besucht. In dem mächtigen jüdischen Gebetshaus wurde er am Sonntag von Oberrabbiner Riccardo Di Segni und der Präsidentin der jüdischen Gemeinde, Ruth Dureghello, empfangen.
«Wir gehören alle einer einzigen Familie an, der Familie Gottes», sagte der Papst in einer Rede. «Ich wünsche mir, dass wir immer weiter zusammenwachsen und auch die gegenseitige Kenntnis und die Wertschätzung zwischen unseren beiden Glaubensgemeinschaften wächst.»
Der Papst erinnerte auch an die Razzia von SS-Einheiten am 16. Oktober 1943 und die Deportation von über 1000 Männern, Frauen und Kindern aus Rom ins Vernichtungslager Auschwitz. «Ihr Leiden, ihre Angst, ihre Tränen dürfen nie vergessen werden», erklärte der Pontifex. «Die Vergangenheit muss uns als Lehre für die Gegenwart und die Zukunft dienen.»
Mit Blick auf den weltweiten islamistischen Terror betonte Franziskus, dass die derzeitigen Konflikte und Kriege «ein Widerspruch zu jeder Religion sind, die diesen Namen verdient».
Beziehungen vertieft
Oberrabbiner Di Segni hatte vor dem Besuch gegenüber Radio Vatikan betont, Franziskus habe in den drei Jahren seines Pontifikats die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Judentum weiter bestärkt.
So habe er nicht nur zahlreiche jüdische Delegationen empfangen, sondern auch Israel besucht. Besonders in Zeiten des religiösen Fanatismus sei ein friedliches Treffen zwischen verschiedenen Religionen ein starkes Signal gegen die Gewalt, so Segni am Sonntag.
Historischer Besuch im Jahr 1986
Vor Franziskus hatten bereits Johannes Paul II. im Jahr 1986 und Benedikt XVI. im Jahr 2010 die Synagoge besucht. Johannes Pauls Visite gilt bis heute als historisch, weil der Pole der erste Papst war, der nach dem Holocaust eine Versöhnung mit den Juden anstrebte und einen Dialog eröffnete.
Der Vatikan hatte im Dezember zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) ein Dokument veröffentlicht, in dem es heisst, beide Religionen seien unwiderruflich aufeinander angewiesen und das Gespräch zwischen ihnen sei theologisch betrachtet «nicht Kür, sondern Pflicht».
In der Konzilserklärung «Nostra Aetate» hatte der Vatikan erstmals die Pluralität der Religionen als Teil des göttlichen Heilsplans anerkannt und so den Weg zu einem Dialog mit den Juden geebnet.