Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Besuches in Mexiko Korruption und eine fehlende gesellschaftliche Solidarität kritisiert. Wichtig sei, dem Gemeinwohl zu dienen, sagte der 79-jährige Pontifex am Samstag in der Hauptstadt während einer Rede im Präsidentenpalast.
In Anwesenheit von Präsident Enrique Peña Nieto und anderen ranghohen Staatsvertretern kritisierte Franziskus zudem die Gewalt und die soziale Ausgrenzung in dem Land.
Immer wenn es Vorteile für nur Wenige gebe, «wird früher oder später das Leben in der Gesellschaft zu einem fruchtbaren Boden für die Korruption, den Rauschgifthandel, den Ausschluss verschiedener Kulturen und für die Gewalt», sagte der Papst. Das schliesse den Menschenhandel, die Entführung und den Tod mit ein. Dies «verursacht Leid und bremst die Entwicklung», mahnte er.
Franziskus kritisierte aber auch die mexikanische Kirche. Das Land brauche keine «Fürsten», sondern Botschafter des Herrn, sagte er während einer Rede vor den Bischöfen des Landes. Die als sehr konservativ geltende mexikanische Kirche mahnte der argentinische Jesuit zu mehr sozialem Engagement. «Wenn Ihr kämpfen müsst, dann kämpft», sagte Franziskus an die Adresse der mehr als 170 mexikanischen Bischöfe.
Kirche soll Drogenkartellen die Stirn bieten
Der Papst forderte die mexikanische Kirche auch zu einem entschlosseneren Kampf gegen die Drogenkartelle auf. «Ich bitte euch, die ethische und zivile Herausforderung nicht zu unterschätzen, die der Drogenhandel für die mexikanische Jugend und die gesamte Gesellschaft darstellt», sagte er.
Das Ausmass des Drogenproblems erfordere von den katholischen Hirten mehr als nur allgemeine Verurteilungen, sagte er weiter. Nötig seien «ein prophetischer Mut» und ein qualifiziertes soziales Projekt der Kirche. Die mexikanischen Geistlichen forderte er auch zur Achtung der indigenen Ureinwohner des Landes.
In dem lateinamerikanischen Land tobt seit Jahren ein blutiger Krieg zwischen dem Staat und mächtigen Drogenkartellen, die sich auch gegenseitig mit grausamer Härte bekämpfen. Nach Schätzungen sind in den vergangenen zehn Jahren rund 100’000 Menschen wegen des Konflikts getötet worden. Auch Geistliche sind der Gewalt zum Opfer gefallen.
Begeisterte Menschen hatten Franziskus zuvor bei seiner Fahrt im Papamobile durch die Strassen zugejubelt. «Mexiko liebt Sie», versicherte ihm Staatschef Peña Nieto nach der Willkommenszeremonie. Der Argentinier war am Freitagabend für einen mehrtägigen Besuch in Mexiko eingetroffen. Im Mittelpunkt der Reise ins Land mit der zweitgrössten katholischen Bevölkerung der Welt stehen brisante Themen.
Kirchengeschichte in Kuba
Auf dem Weg nach Mexiko hatte Franziskus am Freitag ein Stück Kirchengeschichte geschrieben: Während eines kurzen Stopps im sozialistischen Kuba war er erstmals mit dem russischen Patriarchen Kirill zu einem persönlichen Gespräch zusammengekommen.
Die Begegnung in Havanna gilt als Meilenstein – seit der Kirchenspaltung vor fast 1000 Jahren hatte es noch nie ein Treffen zwischen einem Papst und einem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gegeben. Gemeinsam hatten Franziskus und Kirill zum Schutz der Christen vor allem im Nahen Osten aufgerufen.
Am Samstagabend (Ortszeit, Sonntag MEZ) stand für Franziskus sein erster grosser öffentlicher Auftritt in Mexiko auf dem Programm: Zu einer Messe in der Basilika der Jungfrau von Guadalupe in Mexiko-Stadt wurden Zehntausende Gläubige erwartet.