Zum Abschluss seiner Nahostreise hat Papst Franziskus die Präsidenten Israels und der Palästinenser für ihren «Mut» gelobt. Auf dem Rückflug nach Rom versprach Franziskus zudem ein entschiedenes Vorgehen der Kirche gegen die Missbrauchsfälle.
Das Kirchenoberhaupt bezog sich am Montagabend auf das geplante gemeinsame Gebet für Frieden im Nahen Osten, nachdem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatschef Schimon Peres Franziskus‘ Einladung in den Vatikan angenommen hatten.
Abbas und Peres hätten den «Mut, einen Schritt nach vorn zu gehen», sagte Franziskus im Flugzeug von Jerusalem nach Rom zu mitreisenden Reportern. Der Papst stellte allerdings klar, dass es nur darum gehe, gemeinsam zu beten, es handle sich nicht um eine «Vermittlung» im Nahost-Konflikt.
Es werde «keine Diskussionen» geben. Franziskus hatte seine Einladung für das gemeinsame Gebet Anfang Juni am Sonntag überraschend bei einer Messe unter freiem Himmel in Bethlehem ausgesprochen.
«Schwarze Messe»
Im Flugzeug dann ging Franziskus über die Warnungen seines Sprechers Federico Lombardi, sich doch besser zu schonen, hinweg und plauderte 40 Minuten lang mit den Journalisten. Dabei äusserte er sich auch zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Diese seien «ein Sakrileg» und vergleichbar mit einer «schwarzen Messe», sagte er. Kinder und Jugendliche suchten in der Kirche die «Heiligkeit» Gottes und und die Täter würden mit ihren Vergehen Gott «verraten».
Gegen drei Bischöfe werde derzeit wegen pädophiler Übergriffe ermittelt, einer sei bereits verurteilt worden, fuhr Franziskus fort. Es gebe für die Beschuldigten «keine Privilegien».
Der Papst kündigte ausserdem für kommende Woche eine Messe in seiner Residenz im Vatikan an, die er gemeinsam mit bis zu acht Missbrauchsopfern feiern will. Anschliessend wolle er sich mit ihnen in privaten Gesprächen über ihre Erfahrungen unterhalten, sagte Franziskus.
Rücktritt und Zölibat
Die Missbrauchsfälle der vergangenen Jahre hatten die katholische Kirche heftig erschüttert und ihrem Ansehen schwer geschadet. Papst Franziskus hatte die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester kürzlich um Verzeihung gebeten und strenge Strafen für die Täter gefordert.
An Bord des Flugzeugs äusserte sich der Papst auch zu anderen Themen. So habe der emeritierte Vorgänger Benedikt XVI. mit seinem Rücktritt ein Zeichen für kommende Päpste gesetzt, meinte Franziskus. Wenn ein Papst fühle, dass seine Kräfte schwinden, müsse er sich dieselben Fragen stellen wie Benedikt.
Unverheiratete Priester seien ein Geschenk an die Kirche, das er schätze, und kein Glaubensdogma, verteidigte er den umstrittenen Zölibat. Zwar seien die Türen für eine Diskussion offen, derzeit stünden jedoch für die Kirche andere Themen stärker im Mittelpunkt.
Brandanschlag vor der Abreise
Das Kirchenoberhaupt hatte am Montag in Jerusalem seine mehrtägige Nahostreise beendet. Am Samstag hatte der Papst Jordanien und am Sonntag Bethlehem in den Palästinensergebieten besucht. Er setzte sich bei seinen Auftritten in den Ländern vor allem für die Zusammenarbeit der drei Weltreligionen ein. Am späten Montagabend landete Franziskus wieder in Rom.
Getrübt wurde Franziskus‘ Aufenthalt in Jerusalem am Montagabend von einem Brandanschlag auf eine der wichtigsten katholischen Kirchen der Stadt, der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg. Nur kurz zuvor hatte Franziskus in der Nähe im Abendmahlsaal auf dem Zionsberg eine Messe zelebriert.
Vertretern der Dormitio-Abtei und der Polizei zufolge betrat ein Mann die Kirche, nahm sich eine Kerze und zündete ein Buch an. Dabei handelte es sich um ein Buch aus der Krypta, das von Pilgern genutzt wird. Ausserdem setzte der Täter Holzkreuze und Mobiliar im Stammkloster der Glaubensgemeinschaft in Brand. Mehrere Mönche löschten das Feuer.