Nach einer erbittert geführten Marathon-Debatte hat die französische Nationalversammlung mit klarer Mehrheit der Einführung der Homo-Ehe zugestimmt. Ab April wird sich der Senat mit dem Gesetzentwurf befassen, gegen den die konservative Opposition Sturm läuft.
329 Abgeordnete stimmten am Dienstag für den Gesetzestext, der gleichgeschlechtlichen Paaren ein gemeinsames Adoptionsrecht einräumt, 229 Parlamentarier stimmten dagegen.
Die Abgeordneten hatten am Wochenende eine knapp zweiwöchige Debattenschlacht über die erste grosse gesellschaftspolitische Reform des sozialistischen Staatschefs François Hollande abgeschlossen. Insgesamt diskutierten sie an 10 Tagen fast 110 Stunden lang über den Gesetzentwurf, zu dem die Opposition rund 5000 Änderungsanträge eingereicht hatte.
Im Verlauf der Debatte beschloss die Nationalversammlung bereits vor eineinhalb Wochen mit grosser Mehrheit den ersten Paragrafen des Gesetzentwurfs, wonach Ehen künftig auch zwischen zwei Menschen gleichen Geschlechts geschlossen werden können. Nun stimmte die Nationalversammlung dem gesamten Gesetzestext in erster Lesung zu.
Mit dem Gesetz wird sich vom 2. April an der französische Senat befassen, wie der für die Beziehungen zum Parlament zuständige Minister Alain Vidalies bekanntgab. Ursprünglich war bereits ein Termin Mitte März vorgesehen.
Volk steht hinter Reform
Das Thema spaltet die französische Gesellschaft: In den vergangenen Wochen gingen Hunderttausende Demonstranten für oder gegen das Gesetz auf die Strasse. Meinungsumfragen zufolge ist eine deutliche Mehrheit der Franzosen für die Homo-Ehe, die Mehrheit für das Adoptionsrecht fällt hingegen knapper aus. Gegner der Homo-Ehe planen für den 24. März eine weitere Grossdemonstration.
In dem Gesetzentwurf zur Homo-Ehe wird lesbischen Paaren, anders als von den Abgeordneten der regierenden Sozialisten zunächst gewollt, kein Zugang zur künstlichen Befruchtung gewährt. Eine entsprechende Regelung wollen die Sozialisten aber in einem neuen Familiengesetz verankern. Allerdings wird sich zuvor der nationale Ethikrat mit der Frage befassen.
Die Frage der künstlichen Befruchtung für Homosexuelle ist in Frankreich besonders umstritten. Die Opposition und die katholische Kirche sehen darin einen ersten Schritt hin zur Legalisierung der in Frankreich verbotenen Leihmutterschaft.
Niederlande als Vorreiter
In den vergangenen Jahren haben mehrere europäische Staaten die Homo-Ehe eingeführt. Den Anfang machten die Niederlande, die die Homo-Ehe 2001 als erstes Land weltweit beschlossen. Es folgten unter anderem Belgien 2003, Spanien 2005 und Schweden 2009.
Vor einer Woche stimmte das britische Unterhaus für die Einführung der Homo-Ehe, vor dem Inkrafttreten muss die Neuregelung noch vom Oberhaus verabschiedet werden. In Deutschland können Homosexuelle seit 2001 eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen.