Französische Regierung greift nach Alstom

Im Bieterkampf um Alstom greift Frankreich überraschend selbst nach dem angeschlagenen Industriekonzern und lässt Siemens abblitzen. Die Regierung in Paris wischte beide Angebote der Konkurrenten Siemens und General Electric vom Tisch und rief sich zum künftigen Hauptaktionär von Alstom aus.

Noch Hauptaktionär bei Alstom: Martin Bouygues (Bild: sda)

Im Bieterkampf um Alstom greift Frankreich überraschend selbst nach dem angeschlagenen Industriekonzern und lässt Siemens abblitzen. Die Regierung in Paris wischte beide Angebote der Konkurrenten Siemens und General Electric vom Tisch und rief sich zum künftigen Hauptaktionär von Alstom aus.

Die Regierung werde dem bisherigen Haupteigner Bouygues 20 Prozent der Anteile zum Marktpreis abkaufen, sagte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg am Freitag.

Während Siemens damit aus dem Rennen ist, machte der Politiker GE noch Hoffnungen auf einen Anteil am Atomkraftwerksgeschäft von Alstom. Siemens wollte sich dazu zunächst nicht äussern, auch GE lehnte eine Stellungnahme ab.

Weder die deutsche Siemens und ihr japanischer Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) noch General Electric hätten ausreichende Angebote vorgelegt, sagte Montebourg zur Begründung. Die Regierung werde jedoch mit GE über ein neues Angebot verhandeln. Er griff den Vorschlag der Amerikaner auf, das Nukleargeschäft von Alstom in ein Gemeinschaftsunternehmen zu überführen, an dem Alstom und GE jeweils zur Hälfte beteiligt sind.

Auch das Zugeständnis der Amerikaner, dem Staat mit einer so genannten Goldenen Aktie ein Vetorecht zu gewähren, begrüsste der Minister. Für die Deutschen und ihre japanischen Partner hatte Montebourg nur tröstende Worte übrig: «Die Offerte von Siemens und MHI war ernsthaft, aber die Regierung hat ihre Entscheidung gefällt.»

Veto-Recht per Dekret

Der französischen Industrie-Ikone Alstom machen seit geraumer Zeit der Rückgänge im Kraftwerksgeschäft und nachlassendes Wachstum der Zugsparte zu schaffen. Der Konzern hatte deshalb einen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt und sich auf Partnersuche begeben. Unter anderem wurde ein Verkauf von Unternehmensteilen erwogen.

Die französische Regierung hatte sich jedoch das letzte Wort gesichert. Dazu erliess sie ein Dekret, das ihr das Recht gibt, einen Kauf heimischer Firmen in strategisch wichtigen Branchen wie Energie, Wasser, Telekommunikation und Gesundheit durch Ausländer zu blockieren.

Bis zum Schluss hatten sich Siemens/MHI und GE ein Bietergefecht geliefert. Beide Seiten hatten Regierung und Gewerkschaft mit dem Versprechen umgarnt, 1000 neue Arbeitsplätzen in Frankreich zu schaffen, Siemens wollte noch 1000 Ausbildungsplätze obendrauf legen.

Erfolgloses Werben

Noch am Freitag hatte das von Siemens geführte Konsortium sein Angebot aufgestockt und damit auf eine nachgebesserte Offerte von GE reagiert. Die beiden Partner erhöhten ihr erstes Angebot für Teile des französischen Technologiekonzerns um 1,2 Mrd. auf 8,2 Mrd. Euro.

«Unser Angebot ist strategisch, sozial, aber auch im wirtschaftlichen Bereich noch einmal ausgebaut worden», hatte Siemens-Chef Joe Kaeser erklärt und in einem Gespräch bei Präsident Francois Hollande für seinen Plan geworben – letztlich erfolglos.

GE hatte zuvor seine Offerte verbessert und kam dabei Bedenken der französischen Regierung entgegen. Die US-Amerikaner schlugen in Absprache mit dem Alstom-Management mehrere Joint-Ventures und «Allianzen» vor – die Regierung in Paris hatte sich für ein Bündnis und gegen die bislang von den Amerikanern geplante reine Übernahme der Energietechnik ausgesprochen.

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