Angesichts des Vormarsches der Islamisten in Mali haben französische Soldaten aktiv in die Kämpfe in dem westafrikanischen Land eingegriffen. Die Soldaten leisteten „Unterstützung für die malischen Truppen, um gegen diese terroristischen Elemente zu kämpfen“, sagte Präsident François Hollande am Freitagabend in Paris.
Zur Begründung für das französische Eingreifen sagte Hollande, es gehe um die Existenz des „befreundeten Staates“ und um die Sicherheit von dessen Bevölkerung sowie der dort ansässigen französischen Bevölkerung. Die Operation werde so lang dauern wie notwendig, sagte Hollande.
Aus Sorge vor dem Zerfall des Landes sprach sich der UNO-Sicherheitsrat am Donnerstag für die rasche Entsendung internationaler Truppen aus. Er forderte die UNO-Mitgliedstaaten auf, „den malischen Sicherheitskräften zu helfen, die von den terroristischen Organisationen ausgehende Bedrohung zu reduzieren“.
Die Regierung in Bamako startete am Freitag eine Gegenoffensive, um die von den Islamisten eroberte Stadt Konna zurückzugewinnen. Nach malischen Armeeangaben waren Soldaten aus Frankreich, Nigeria und Senegal sowie Flugzeuge „befreundeter Staaten“ an den Kämpfen beteiligt. Senegal dementierte später eine Beteiligung von Kampftruppen.
ECOWAS zieht Einsatz vor
Die ECOWAS erklärte am Freitagabend, sie habe die sofortige Entsendung von Truppen beschlossen. Diese sollten Malis Armee bei der Verteidigung der territorialen Integrität des Landes helfen, erklärte der ivorische Präsident Alassane Ouattara, der derzeit den ECOWAS-Vorsitz inne hat.
Der UNO-Sicherheitsrat hatte im Dezember die Entsendung einer ECOWAS-Truppe genehmigt. Mit einem Einsatz wurde bisher aber erst für September gerechnet.
Malis Interimspräsident Dioncounda Traoré erklärte in einer Botschaft an die Nation, die Islamisten hätten die Regierung zum Krieg gezwungen. Die Armee werde nun „erdrückende und massive Vergeltung“ üben. Die Situation an der Front sei im wesentlichen „unter Kontrolle“, versicherte Traoré.
Er rief die Bevölkerung zu einer „Generalmobilmachung“ zur Unterstützung der Armee auf, um sich dem Vormarsch der Rebellen entgegenzustellen. Die US-Regierung erklärte ihrerseits zum französischen Eingreifen, sie teile das Ziel, „Terroristen einen sicheren Rückzugsort in der Region zu verwehren“.
Die Europäische Union plant derzeit keinen Kampfeinsatz unter EU-Flagge in Mali. Man wolle aber etwa 200 Militärberater entsenden, die malische Soldaten auf den Kampf gegen Rebellen vorbereiten sollen, sagten Diplomaten in Brüssel.
Die Europäische Union will die Militärausbilder allerdings rascher als bisher geplant nach Mali schicken. Die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton teilte am Freitag in Brüssel mit, die EU werde die Vorbereitungen für die Entsendung der Ausbilder „beschleunigen“. Bisher war geplant, die Ausbilder innerhalb der ersten drei Monate dieses Jahres nach Mali zu schicken.
Armee verlor letzte Bastion
In Mali hatten die islamistischen Rebellen zuletzt weiter an Terrain gewonnen. Im März brachten Islamisten nach einem Militärputsch den Norden des Landes unter ihre Kontrolle und riefen dort das islamische Recht der Scharia aus.
In den vergangenen Tagen waren die Aufständischen weiter Richtung Süden vorgerückt und hatten zuletzt den Ort Konna im Zentrum des Landes eingenommen. Konna war die letzte Kontrollstelle in der Region, die noch in der Hand der Armee war. Die Extremisten, die derzeit immer weiter nach Süden vordringen, wollen offenbar die strategisch günstig gelegene Stadt Mopti erobern, die nur wenige Kilometer von Konna entfernt liegt.