Französische Widerstandskämpfer in Pariser Panthéon aufgenommen

70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind vier französische Widerstandskämpfer mit einer Zeremonie in Paris in die nationale Ruhmeshalle Panthéon aufgenommen worden.

Die vier Särge der Geehrten vor dem Panthéon in Paris (Bild: sda)

70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind vier französische Widerstandskämpfer mit einer Zeremonie in Paris in die nationale Ruhmeshalle Panthéon aufgenommen worden.

Die vier «Helden» im Kampf gegen die Nazi-Besatzer würden den «Geist der Résistance» und Frankreichs Werte verkörpern, sagte Staatschef François Hollande am Mittwoch beim Festakt. Die Widerstandskämpfer Germaine Tillion, Geneviève de Gaulle-Anthonioz, Jean Zay und Pierre Brossolette seien auch heute Vorbilder.

«Diese zwei Frauen und zwei Männer waren einzigartig und aussergewöhnlich», sagte Hollande in seiner Rede vor dem gewaltigen Kuppelbau im Pariser Universitätsviertel Quartier Latin. Sie seien aber von den gleichen Idealen und der gleichen Leidenschaft angetrieben und durch ihre Liebe zum Vaterland verbunden gewesen.

«Jeder von ihnen hat das Beste von sich gegeben», sagte der sozialistische Staatschef in seiner dreiviertelstündigen Rede. «Sie sind deswegen auch heute Vorbilder.»

Konzentrationslager überlebt

Die 2008 im Alter von 100 Jahren verstorbene Ethnologin Tillion wurde 1942 festgenommen und in das Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Sie überlebte die Grauen des Lagers – ebenso wie de Gaulle-Anthonioz, die sich als Studentin dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten angeschlossen hatte und nach ihrer Festnahme nach Ravensbrück deportiert wurde.

Die Nichte des späteren Staatschefs Charles de Gaulle wurde später Vorsitzende der Hilfsorganisation ATD Quart-Monde. Sie starb 2002.

Der einstige Bildungsminister Jean Zay, Sohn eines jüdischen Vaters, wurde 1944 vom Vichy-Regime als «Deserteur» festgenommen und ermordet. Der sozialistische Journalist Pierre Brossolette nahm sich 1944 nach seiner Festnahme und zwei Tagen Folter durch die Gestapo das Leben. Er stürzte sich aus einem Fenster, um nicht unter Zwang Geheimnisse preiszugeben.

Hollande warnte eindringlich, 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs würden Antisemitismus und Hass auf die Demokratie wieder aufleben – und verwies dabei auch auf die islamistischen Anschläge vom Januar mit 17 Toten.

Er mahnte zudem Wachsamkeit und Widerstand gegen Gleichgültigkeit an: «Gleichgültigkeit gegenüber Fanatismus, Rassismus, Antisemitismus; Gleichgültigkeit gegenüber Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten; Gleichgültigkeit gegenüber Katastrophen, dem Klimawandel, der Ausbeutung unserer Erde.» Gleichgültigkeit sei der «heutige Feind».

Särge vor Panthéon aufgebahrt

Zuvor waren vier mit französischen Flaggen bedeckte Särge in einem festlichen Zug von der republikanischen Garde zum Panthéon getragen und vor dem Kuppelbau aufgebahrt worden. Grosse Porträts der vier Widerstandskämpfer hingen neben der Säulen des ursprünglich als Kirche erbauten Panthéon.

Nach Hollandes Rede wurden die Särge in den Panthéon getragen. Nur in zweien befanden sich die sterblichen Überreste der Geehrten: Tillion und de Gaulle-Anthonioz blieben auf Wunsch ihrer Familien in ihren Gräbern bestattet.

Im Panthéon liegen die sterblichen Überreste von mehr als 70 grossen französischen Persönlichkeiten – unter ihnen Voltaire, Jean-Jacques Rousseau und Victor Hugo.

Unter den Geehrten waren bislang nur zwei Frauen: Die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie und die Wissenschaftlerin Sophie Berthelot, die aber dort nur beigesetzt wurde, weil ihr Mann als berühmter Chemiker in das Panthéon aufgenommen wurde und das Paar nach dem Tod nicht getrennt werden sollte. Hollande entschied sich auch deswegen bewusst dazu, zwei weitere Frauen in die Ruhmeshalle aufzunehmen.

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