Wenige Wochen, nachdem er tagelang in einem Felsen ausharrte, hat der französische Künstler Abraham Poincheval wieder eine bizarre Performance gestartet: Der 44-Jährige brütet seit Mittwoch im Pariser Museum Palais de Tokyo als «menschliche Henne» Hühnereier aus.
Der in eine dicke Decke gehüllte Poincheval setzte sich in ein Plexiglasgehäuse auf einen Stuhl mit einer Kuhle, in der die Eier liegen. Er will es dort vor den Augen der Museumsbesucher rund drei bis vier Wochen aushalten – solange, bis die Küken geschlüpft sind. Er darf das Plexiglasgehäuse, in dem Essen und Trinken bereitstehen, jeden Tag nur eine halbe Stunde verlassen.
Die Küken sollen später auf dem Bauernhof von Poinchevals Vater in der nordfranzösischen Normandie leben. «Sie werden nicht auf dem Tisch enden», sagte der Vater lachend.
Besonders glücklich schien sein Sohn am Mittwoch aber nicht. Er hatte zuvor gewisse Sorgen darüber geäussert, dass er mit seinem Projekt «Ei» den direkten Blicken des Publikums ausgesetzt ist. «Es gibt einen viel direkteren Kontakt mit dem Publikum. Normalerweise bin ich alleine mit dem Objekt.»
Bei seiner letzten spektakulären Performance hatte sich Poincheval im Februar eine Woche lang in einen tonnenschweren Felsen einsperren lassen. In dem ebenfalls im Palais de Tokyo ausgestellten Felsbrocken war eine kleine Höhle eingearbeitet, die in leicht vergrösserter Form Poinchevals Sitzhaltung nachzeichnete. Das Publikum konnte Poincheval nur dank einer Infrarotkamera beobachten.
«Bislang war ich im Inneren der Dinge», sagte Poincheval vor dem Beginn der Aktion «Ei». «Jetzt bin ich draussen, ich bin es, der umhüllt.» Der Performance-Künstler hat schon mehrfach durch spektakuläre Aktionen von sich Reden gemacht. Unter anderem lebte er zwei Wochen lang im Inneren eines ausgestopften Bären.