Paukenschlag im französischen Wahlkampf: Der frühere französische Regierungschef Manuel Valls vollzieht den Bruch mit seinen Sozialisten und unterstützt bei der Präsidentenwahl offen den unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron.
Er werde schon in der ersten Wahlrunde am 23. April für den Präsidentschaftsfavoriten stimmen, sagte Valls am Mittwoch dem Sender RMC. Er begründete seine Entscheidung mit der Gefahr eines Wahlsiegs der Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Front National (FN).
Die Entscheidung des Ex-Premiers für seinen einstigen Wirtschaftsminister ist ein harter Rückschlag für den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Benoît Hamon, der verärgert reagierte. «Ich bin nicht überrascht», sagte er dem Sender France 2. «Diese Art von Seifenoper soll mich schwächen.»
«Kein Risiko eingehen»
Er wolle kein Risiko eingehen, dass Le Pen die Präsidentschaftswahl gewinne, sagte Valls am Mittwoch. Die Kandidatur des Konservativen François Fillon sei wegen der Affäre um Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau «moralisch zusammengebrochen», Hamon wiederum spiele im Präsidentschaftswahlkampf kaum eine Rolle mehr.
Seine Entscheidung für Macron sei eine Frage des «Verantwortungsbewusstseins», sagte Valls. Er stellte zugleich klar, keinen Wahlkampf für Macron machen zu wollen. Erst vergangene Woche hatte sich der sozialistische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hinter den 39-Jährigen gestellt.
Valls war Hamon bei der Präsidentschaftsvorwahl der Sozialisten im Januar klar unterlegen. Der Ex-Premier hatte sich eigentlich im Vorfeld verpflichtet, im Falle einer Niederlage den Sieger zu unterstützen. Schon Mitte März machte der Vertreter des rechten Parteiflügels aber deutlich, dass er den Parteilinken Hamon nicht unterstützen will. Nun lief er offiziell zu Macron über.
Macron inzwischen Favorit
Der sozialliberale Reformpolitiker Macron begrüsste am Mittwoch Valls‘ Ankündigung, allerdings sehr zurückhaltend. Er «danke» Valls, sagte Macron dem Sender Europe 1. Zugleich betonte er, er sei «Garant für eine Erneuerung der Gesichter, für eine Erneuerung der Methoden».
Der frühere Investmentbanker und Pro-Europäer präsentiert sich als Anti-System-Kandidat, der frischen Wind in die französische Politik bringen will. Dass sich ihm viele Politiker anderer Parteien anschliessen, gefährdet seinen Nimbus als Erneuerer – zumal Valls für die Politik des unpopulären Staatschefs François Hollande steht.
Macron, der unter Valls zwei Jahre lang Wirtschaftsminister war, gilt inzwischen als Favorit für die Präsidentschaftswahl. Hamon dagegen ist so gut wie chancenlos. Umfragen sagen derzeit eine Stichwahl am 7. Mai zwischen Macron und Le Pen voraus, die der Politik-Jungstar dann klar gewinnen dürfte.