Mit einer ungewöhnlichen Drohung will der französische Ex-Straftäter und Buchautor Roger Knobelspiess erreichen, dass Frankreichs Staatschef François Hollande wieder Häftlinge begnadigt.
Sollte Hollande seiner Aufforderung nicht nachkommen, werde er sich am 14. Juli – dem französischen Nationalfeiertag – in Paris erneut einen Finger abtrennen, wie er dies bereits 1984 getan habe, sagte Knobelspiess am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
In einem offenen Brief hatte Knobelspiess Hollande vergangene Woche aufgefordert, „jenen ein bisschen Gerechtigkeit zurückzugeben“, die in den vergangenen Jahren wegen der restriktiven Politik der Konservativen zu harten Strafen verurteilt worden seien. Dazu müsse Hollande das Recht des Präsidenten zu Begnadigungen wiederherstellen.
In Frankreich war es lange Zeit Tradition, dass die Präsidenten zum 14. Juli wegen geringfügiger Delikte Verurteilte begnadigen. Der im Mai abgewählte konservative Staatschef Nicolas Sarkozy hatte damit gebrochen.
Knobelspiess mehrfach verurteilt
Im Wahlkampf betonten sowohl Sarkozy als auch sein Herausforderer Hollande, es werde keine Begnadigungen mehr geben. Die neue Justizministerin der Sozialisten, Christiane Taubira, schloss Mitte Juni ein Amnestiegesetz für kleine Delikte zur Entlastung der chronisch überfüllten französischen Gefängnisse aus.
Der heute 64 Jahre alte Knobelspiess wurde mehrfach verurteilt, unter anderem wegen Raubüberfällen. Insgesamt verbrachte er mehr als 26 Jahre im Gefängnis, bis er 1990 auf freien Fuss kam.
Er ist Autor zweier Bücher über die Haftbedingungen in Hochsicherheitsgefängnissen und wirkte in mehreren Filmen mit. Lange Zeit war er eine Symbolfigur der französischen Linken.